KAROLINE CVANCARA: „HORAK HASSTE ES, SICH ZU ÄRGERN“


Erwin Horak war ein Mann mit Prinzipien, Ende 50 und ein typisch grantiger Junggesellenwiener, der einfach nur seine Ruhe haben und unbehelligt sein wollte. Genau den Gefallen tun ihm die Wiener jedoch nicht und schon gar nicht an diesem heißen Augusttag.
Also ärgert er sich wie stets maßlos und er ärgert sich sogar darüber, dass er sich ärgert. Deshalb lautet der Titel von Karoline Cvancaras drittem Roman denn auch „Horak hasste es, sich zu ärgern“. Der Gymnasialprofessor ist überzeugt davon, dass die Mitmenschen allesamt nichts besseres im Sinn hatten, als ihm das Leben zur Hölle zu machen. Da bleiben ihm nur zwei kleine Lichtblicke: daheim zuweilen eine gute Jazz-Schallplatte aufzulegen und sein täglicher Gang ins Traditions-Café „Hummel“.
Dort hatte erseit vielen, vielen Jahren „seinen“ Tisch, die altgedienten Kellner wussten ihn angemessen zu behandeln. Und hierher kam einmal wöchentlich sein Kollege Kurt Gruber, Deutsch und Philosophie, zum Schnapsen (Kartenspiel zu zweit). Man verstand sich ohne unnötiges Geschwätz, allerdings erfüllt es den frischgebackenen Pensionär Kurt mit gewisser Beklommenheit, dass man trotz vermeintlicher Freundschaft erstaunlich wenig voneinander wusste.
Im Gegensatz zu Horak, der die Pension wegen der elendigen Schüler herbeisehnte, tat sich Kurt sehr schwer mit der neuen Situation, obwohl er daheim seine herzensgute Resi hatte. Horak, der stets Anzug trug und den ewigen aufgeregten Optimismus der Leute nicht leiden konnte - „der machte ihn am meisten fertig“ - stellte überrascht und mit knurrigem Unwillen fest, dass er künftig im Kollegium ohne Freund sein wird.
An diesem heißen Sommertag kehrt aber auch Elfriede Steiner ein. Im Gästegarten lernt sie die alte Josefine kennen und fühlt sich hier sehr wohl. Noch ist die frisch geschiedene Inhaberin eines geerbten Kiosks etwas orientierungslos, zumal ihre Ehe vom Desinteresse des Mannes und eigener Empfindungslosigkeit geprägt war. Was ihre frohgemute Lebensoffenheit jetzt jedoch eher beflügelt.
Und dann kommt der nächste Tag im „Hummel“, Horak genießt Zeitung, Zigarre und eine kleine Mahlzeit allein an seinem Tisch. Da treibt ein plötzliches Gewitter die Gartengäste hinein, Elfriede aber findet nur einen Platz – an Horaks Tisch! Sein grober grantiger Versuch, sie mit gewohnt kargen Worten loszuwerden, schlägt fehl. Im Gegenteil, er weckt sogar ihren Sportsgeist zu einem köstlichen Kleinkampf. Und – Horak räumt schließlich ebenso wütend wie fassungslos das Feld.
Noch am Folgetag ist Horak aufgebracht über die unfassbare Unverfrorenheit dieses Weibes. Das ihn dann am Abend erneut behelligt. Es entfalten sich hinreißende Scharmützel zwischen dem hartleibigen Grantler und Elfriede und beiu aller Knurrerei merkt er gar nicht, wie er von ihr allmählich genüsslich „aufgebrochen“ wird.
Schließlich gibt ihm auch ein Zwischenfall mit Kurt einiges zum Nachdenken und das nächste Zusammentreffen von Horak und Elfriede führt zu einem erneuten Genuss an funkelnden Dialogen. Natürlich soll hier nicht verraten werden, worin das Alles schließlich gipfelt. Nur zwei Hinweise: man spürt, dass die Autorin Psychologie studiert hat, und manche Passagen sind so speziell, dass man sie gern noch einmal liest.
Fazit: ein kleiner Wiener Roman mit viel Schmäh und ein intelligenter Hochgenuss der speziellen Art.

# Karoline Cvancara: Horak hasste es, sich zu ärgern; 237 Seiten, Klappenbroschur; Verlag Wortreich, Wien;
€ 14,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS) 

Dieses Buch bei Amazon.de bestellen. 


Kennziffer: BEL 1300 - © Wolfgang A. Niemann - www.Buchrezensionen-Online.de