BARRY JONSBERG: DAS IST KEIN
SPIEL
Jamie ist 16 und ein Mathe-Genie, das liebend gern Spieltheorien aufstellt. Im Übrigen
ist er ein Herz und eine Seele mit seiner siebenjährigen Schwester Phoebe, wogegen man
seine ältere Schwester Summerlee nicht anders als einen rebellischen Kotzbrocken nennen
kann. Die Eltern haben es längst aufgegeben, gegen ihr Gebarhen samt Drogen und Alkohol
vorzugehen.
Sie wiederum verachtet ihre Familie und dann passiert etwas völlig Verrücktes: an ihrem
18. Geburtstag spielt sie Lotto und knackt den Jackpot mit 7,5 Millionen Dollar. Das ist
der Einstieg in Barry Jonsbergs neues Jugendbuch Das ist kein Spiel, in dem
der australische Erfolgsautor mit dem Psychologie-Studium Ich-Erzähler Jamie und die
Spieltheorie in den Mittelpunkt stellt.
Die haben der Mathematiker John von Neuman und der Ökonom Oskar Morgenstern entwickelt,
um mathematische Lösungswege für zwischenmenschliche Konfliktsituationen zu finden.
Überlegungen zu den Motiven und Erfahrungen des Gegenübers spielen dabei ebenso eine
Rolle wie die Einschätzung seiner Denkweise. Vorausgesetzt, die Betroffenen verhalten
sich gleichermaßen rein rational dann nämlich kann man den Gegner eventuell
entgegen der Wahrscheinlichkeit überlisten.
Vorerst aber gibt Jamie ein ausführliches Bild seiner Familie ab. Und von Summerlees
Abdriften mit dem Reichtum. Natürlich sagt sie sich jetzt endgültig von daheim los, legt
sich eine protzige Villa zu und will nichts als nur noch das Leben genießen. Wovon prompt
die Presse Wind bekommt, die sich um solche Geschichten reißt.
Was ungeahnte Folgen hat, wenn auch nicht unmittelbar für die Ausgeflippte. Vielmehr muss
Jamie erleben, dass Phoebe bei einem gemeinsamen Einkauf im Supermarkt plötzlich
verschwunden ist, als er für einen Moment in einem anderen Gang war. Für ihn ist sofort
klar, dass es sich nur um eine Entführung handeln kann. Und prompt kommt der erste Anruf
direkt an Jamie und es werden zwei Millionen Lösegeld verlangt.
War die Einleitung noch recht gemächlich, wird der Roman nun zum rasanten Thriller mit
einem Kidnapper, der nur mit Jamie verhandeln will und diesem ein regelrechtes Duell
aufzwingt. Allerdings traut Jamie nicht einmal der Polizei so recht über den Weg, sondern
stellt sich lieber dem Entführer mit all seinen Gaben als Mathe-Genie entgegen. So
versucht er ganz gemäß der Spieltheorie die jeweils nächsten Schritte des Anderen
vorauszuberechnen.
Um sie möglichst raffiniert zu unterlaufen. Ob und wie diese haarsträubende Situation
gelöst werden kann, das bleibt spannend bis zuletzt, soll hier aber nicht verraten
werden. So viel die clever ausgeklügelte Geschichte auch mit logischem Denken und
Kombinieren zu tun hat man muss selbst nicht über Gebühr gut in Mathe sein, um
diesen Thriller genießen zu können. Im Übrigen bietet dieser Roman nicht nur jungen
Lesern ab 14 Jahren ein starkes Lesevergnügen.
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