CANDICE FOX: FALL
Mit dem Thriller Fall schließt die exzentrische australischen Erfolgsautorin
Candice Fox ihre Trilogie um die Spitzenkriminalistin Eden Archer und ihren nicht ganz so
fähigen Kollegen Frank Bennett ab. Und es sei vorweg gesagt: so infernalisch wie es
begonnen hat, so endet es auch.
Erneut geht es um einen absolut psychopathischen Serientäter oder womöglich eine
durchgeknallte Frau?! - der in diesem Fall junge Joggerinnen in den Parks von Sydney auf
brutalste Weise umbringt. Wenn diese Opfer dann mit zertrümmerten Gesichtern aufgefunden
werden, dreht sich einiges auch kritisch um Schönheitswahn und Chirurgenirrsinn.
Doch wie bei den beiden ersten Bänden erzählt die preisgekrönte Autorin stets mehr als
nur eine Geschichte und erneut steht die distanzierte Prosa zu Eden dem zweiflerischen
aber ebenso vorwärtstreibenden Ich-Erzähler Bennett gegenüber. Und gleich zum Einstieg
steht wieder die bitterböse Schizophrenie Edens als außerordentlich erfolgreiche
Ermittlerin im Mittelpunkt.
Da lässt sich ein verspielt-naives Surfer-Pärchen in einer Spelunke von rauen Typen in
die Enge drängen, um urplötzlich zu tödlichen Bestien zu werden. Doch die Henkerin
schlägt direkt danach zu Eden Archer eliminiert einmal mehr als nächtliche
Rachegöttin zutiefst bösartige Charaktere. Und verkündet kalt dazu ihre tödliche
Botschaft: In diesem Becken bin ich der einzige Haifisch.
Für Leser der ersten Bände ist es nur die hochspannende Fortsetzung dieser Jagd auf
besonders üble Verbrecher tagsüber als Super-Cop und nächtens als psychopathische
Killerin. Schon in Band 1 erfuhr man außer von der Verfolgung eines skrupellosen
Organhändlers gemeinsam mit dem neuen Kollegen Bennett von der ebenso
bitteren wie prägenden Herkunft Edens und ihres gleichgearteten Bruders Eric.
Ihre Eltern wurden ermordet und die beiden noch kleinen Kinder zur Entsorgung
zum Umweltboss Hades auf dessen riesige private Müllkippe gebracht. Statt die Kinder
jedoch zu begraben, rettete der alte Haudegen beide und zog sie als die eigenen auf. Wobei
die schwere Traumatisierung schon früh erste makabre Blüten trieb, doch Hades
kanalisierte die seelischen Deformationen der hochintelligenten Teenager auf raffinierte
Weise er sorgt für ihren Einstieg in die Laufbahn bei der Kriminalpolizei.
Wer kann Mörder und andere Verbrecher gezielter aufspüren als kalte Köpfe, die selbst
nächtens zu raffinierten Mördern werden?! Und doch geraten auch sie an Grenzen, so wurde
Eric im Einsatz getötet und Eden entkommt im zweiten Band nur haarscharf und schwer
zugerichtet einer wagemutigen Undercover-Aktion. Zugleich offenbarte dieser Band auch mehr
von der ebenfalls finsteren Vergangenheit ihres Ziehvaters Hades.
Es sei hier jedoch nicht zu viel von dem virtuosen Fortgang des Dreiteilers verraten. Nur
noch so viel: Möchtegern-Macho Bennett baggert die Polizeipsychologin Imogen an und
nähert sich dadurch auf gefährliche Weise dem Geheimnis um die wahre Identität Edens
und ihres nächtlichen Treibens an. Was zu einem knalligen Finale führt, das es in sich
hat und dennoch gewisse Chancen für weitere Folgen mit diese, wahrlich hard-boiled
Gespann offen lässt.
Fazit: ein wahres Meisterwerk an atemloser Hochspannung in einem tiefschwarzen
Paralleluniversum, ebenso intelligent wie von hoher Monstrosität geprägt. Wer noch
keinen der Archer-Bennett-Trilogie kennt, hat im Übrigen das größte Thrillervergnügen,
wenn er die Bände in der richtigen Reihenfolge liest.
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