KATIE KENNEDY: „DER ASTEROID IST NOCH DAS KLEINSTE PROBLEM“


Man stelle sich mal einen jungen Mann von gerade 17 Jahren vor, der erstmals der Liebe begegnet, jedoch jegliche Vorgänge der Natur nur nach Maßstäben von Mathematik und Physik zu sehen in der Lage ist. So geschieht es Yuri Strelnikov, als Wissenschaftswunderkind bereits Professor an der Universität von Moskau.
Allerdings haben ihn besondere Umnstände in diese Verlegenheit gebracht: ein ziemlich dicker Asteroid rast auf die Erde zu und droht dabei mindestens Kalifornien zu zerstören. Die besten Wissenschaftler sind am berühmten Jet Propulsion Laboratory (JPL) in Pasadena versammelt, um den Zusammenprall abzuwenden. Russland hat freundlicherweise den genialen Astrophysiker Strelnikov zur Unterstützung ausgeliehen.
Erstes Problem für ihn ist dabei, dass die alterfahrenen Spitzenwissenschaftler den jugendlichen Professor mit dem Bartflaum nicht für voll nehmen. Als nächstes manovriert sich der selbstbewusste Yuri in den Ruch eines Sicherheitsrisikos, weil er einfach zu viel wissen will. Und dann trifft der weltfremde Teenager auch noch auf ein diametral anderes Gegenstück, das ebenso schräge wie bunte Hippie-Mädchen Luna.
Womit sich für Yuri eine extrem fremde Situation ergibt, der die US-Erfolgsautorin Katie Kennedy für ihren jüngsten Jugendroman den voll ins Schwarze treffenden Titel gibt: „Der Asteroid ist noch das kleinste Problem“. Doch nicht nur die farbenfrohe Luna mit ihrer gefühlsbetonten und sehr unkonventionellen Lebensauffassung verwirrt den Anzugträger, für den ja das lockere Miteinander in Amerika ohnehin schon ein gelinder Kulturschock war.
Quasi ohne richtige Kindheit und Jugend aufgewachsen, kennt er solche Dinge nicht: Freunde, einfach mal Abhängen, und dann auch noch so etwas wie eine Beziehung. Die ständigen Verwirrungen samt den skurrilen Sprach- und sonstigen Missverständnissen sorgen für einen Strom von Witz. Da steht dann neben allerlei Astrophysik plötzlich die Gelegenheit, erstmals ein Mädchen zu küssen und was macht Yuri – er will, dass sie dazu ihr Zungenpiercing herausnimmt. Hä?!
Was aus der Kollision des Asteroiden und unserem Planeten wird aber eben auch der zwischen weltfremdem russischem Wissenschaftler und flippigem US-Teenager, soll hier nicht verraten werden. Der Countdown läuft jedenfalls und das Ganze entfaltet sich ebenso spannend wie geistreich. Für so manch speziellen Humor sorgen da die durchweg hinreißend gezeichneten Charaktere, wo Rollstuhlfahrer Lennon, Lunas Bruder, eine ganz besonders hintersinnige Rolle spielt.
Fazit: ein Juwel der der Jugendliteratur, aber das nicht nur für junge Leser ab etwa 15 Jahre. Obendrein ist das Ganze absolut filmreif.

# Katie Kennedy: Der Asteroid ist noch das kleinste Problem (aus dem Amerikanischen von Julia Gehring); 380 Seiten, Klappenbroschur; Planet Verlag, Stuttgart; € 14,99

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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