NAOMI NOVIK: DAS DUNKLE HERZ
DES WALDES
Ein düsteres Fantasy-Märchen legt die US-Erfolgsautorin Naomi Novik mit ihrem ersten
Jugendroman Das dunkle Herz des Waldes vor. Man spürt dabei ihre Liebe zu
alten osteuropäischen Märchen und Gestalten wie der Hexe Baba Jaga.
Das Geschehen führt in das mutmaßlich polnische Dorf Polnya in längst vergangenen
Zeiten, das an einen riesengroßen Wald grenzt. Das ist allerdings kein gewöhnlicher
Forst, denn er hat seine eigene böse Seele samt einer Dunklen Königin. Der Magie dieses
Waldes, der sich immer weiter ins Land frisst und sich auch in das Dorf ausbreiten will,
hat der König einen Zauberer entgegengesetzt.
Nur dieser mürrisch-arrogante Geselle mit Namen Sarkan allerdings allgemein der
Drache genannt vermag die bösen Kräfte des Waldes, die Schreckliches anrichten
gegen jedermann, der ihm zu nahe kommt, vom Dorf abhalten. Doch das hat seinen Preis: alle
zehn Jahre kommt er ins Dorf und fordert eine Jungfrau für sich, die ihm bis zum
nächsten Mal dienen muss.
Nun ist es wieder so weit, dass der Drachen deshalb erscheint. Der zaghaften Agnieszka ist
es ebenso klar wie allen anderen im Dorf, dass er diesmal ihre besten Freundin Kasia
mitnehmen wird als die Schönste weit und breit. Doch der Drache verblüfft alle, denn er
wählt ausgerechnet die unscheinbare, tollpatschige Agnieszka aus. Was weder sie noch
irgendjemand im Dorf ahnte: in ihr schlummern Hexenkräfte und genau diese Magie benötigt
der Drachen in seinem Kampf gegen die schlimmen Geister des Dunklen Waldes.
Die richten Furchtbares an, wenn sie einen Menschen zu fassen bekommen. Nur verunstaltet
oder blind oder von Sinnen kehren sie aus dem wAld zurück, Wenn überhaupt. Oder aber
äußerlich zwar ohne Schaden aber zutiefst böse im Inneren geworden. All das muss
Agnieszka bekämpfen lernen, wobei ihre magischen Talente eine andere als die des Drachen
ist. Die Beiden müssen jedoch zusammenarbeiten, um mit den immer neuen Übeltaten und
Angriffen fertig zu werden. Und der Dunkle Wald ist dabei ebenso heimtückisch wie
unerbittlich.
Ein großes Ringen bis hin zum Krieg entfaltet sich, das sein eigenes Tempo und seine
eigene, stets märchenhafte Atmosphäre entwickelt. Wie auch Agnieszka allmählich zu
einer starken jungen Frau wird. Dass die bei aller Dramatik dennoch eher ruhig erzählte
Geschichte auch von der Liebe berührt wird, bleibt dabei zugunsten der großen Linie ein
eher beiläufiger Aspekt.
Das Alles fesselt gleichwohl mit einer subtilen Sogwirkung, bei der sämtliche Charaktere
überzeugen, allen voran das Mädchen und der Magier. Fazit: wie schon mit ihrer
Feuerreiter-Serie für Erwachsene wird dieser Roman jeden Fan märchenhafter
Fantasy-Abenteuer ab dem Teenageralter begeistern.
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