BERNHARD AICHNER: „TOTENRAUSCH“


Mit dem Thriller „Totenrausch“ hat Bernhard Aichners rasante Totenfrau-Trilogie nun ihren würdigen Abschluss gefunden. Eingangs verbringt Blum einige idyllische Wochen auf einer weltfernen Lofoten-Insel nördlich des Polarkreises. Doch die Flüchtige muss eine Zukunft für sich und ihre beiden kleinen Mädchen finden. Aber wie als international gesuchte Mehrfachmörderin?!
Zur Erinnerung: Blum, die ihren von den verhassten Adoptiveltern aufgedrückten Vornamen Brünhilde konsequent ablehnt, hatte diese beiden Bestattungsunternehmer einst beerbt. Den Kommissar, der ihr deren raffiniert eingefädeltes Frühableben nicht nachweisen konnte, hatte sie dann geheiratet. Als er jedoch Opfer eines Mordes wurde, mit dem fünf feine Mitglieder der Gesellschaft die Aufdeckung ihrer perversen Straftaten verhindern wollten, wurde Blum zur furiosen Rachegöttin.
So erfolgreich Blum mit ihren Kenntnissen als Bestatterin im sensationellen Auftaktband auch war, in Band II hatte sie gerade ein ungewolltes spannendes Abenteuer zu überstehen, als die Bombe platzte. Manchmal gibt es Erbstreitigkeiten, die sogar zur Exhumierung eines Verblichenen führen. Bei einem solchen aber fand man einen Kopf und zwei Beine zu viel im Sarg und für dessen Herrichtung war seinerzeit Blum zuständig.
Und so führte eine atemlose Flucht bis nach Norwegen. Von wo sie nun mit einem Trucker nach Hamburg und dort zu einer guten Bekannten gelangt. Die Blum an ihren Chef weiterreicht, den Oberzuhälter Egon Schiele. Den kann sie mit viel Chuzpe von einem Deal überzeugen: sie braucht Pässe für sich und die Kindern, als Gegenleistung werde sie jemanden für ihn töten.
Der Vorschlag gefällt dem eiskalten Luden mindestens so sehr wie die attraktive Mittdreißigerin selbst. Womit für die Drei erst einmal ein scheinbares Märchen mit Haus an der Elbe und Normalität beginnt. Aber: „Eine Lüge war es, in der sich Blum einnistete.“ Natürlich weiß der Ganove, wer diese Marie Müller wirklich ist, und während er noch auf die erotische Einvernahme lauert, benötigt er schon bald ihren ersten aktiven Dankbarkeitsbeweis: Mord an einem Belastungszeugen, um seinen Vater vor dem Knast zu bewahren.
Doch etwas geht gründlich schief und das schöne Scheusal zeigt seine sadistische Fratze. Und er erhöht den Druck für eine ganze Auftragsliste, indem er Blums Mädchen entführt. Der Leser dieser Trilogie aber weiß, welch eine Rachegöttin in dieser Frau schlummert. Mehr sei auch nicht verraten von diesem atemberaubenden Thriller mit seiner unentrinnbaren Sogwirkung.
Mit seinem zupackenden knappen Stil reißt einen Bernhard Aichner erneut bis auf zur letzten Zeile auf einer infernalischen Achterbahn der Ereignisse hin, überzeugt dabei jedoch stets mit der Schlüssigkeit des Geschehens und zuweilen gehen Passagen auch ganz schön unter die Haut. Fazit: meisterhafter Abschluss einer grandiosen Thriller-Trilogie. Bleibt nur noch zu wünschen, dass es möglichst bald zu der anvisierten Verfilmung kommt.

# Bernhard Aichner: Totenrausch; 472 Seiten; btb Verlag, München; € 19,99

 
WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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