RUDYARD KIPLING: DER
SCHMETTERLING, DER MIT DEM FUß AUFSTAMPFTE
Rudyard Kipling (1865-1936) war 1907 der jüngste Literaturnobelpreisträger und ist es
bis heute geblieben. Sein berühmtestes Werk Das Dschungelbuch ist im
gedruckten Original kein Kinderbuch. In verschiedenen Fassungen überliefert kennt man
dagegen seine Sammlung wunderbarer Gutenachtgeschichten, die er seinen eigenen Kindern
vorlas.
Nun hat Andreas Nohl eine neu übersetzte Fassung unter dem Titel Der Schmetterling,
der mit dem Fuß aufstampfte herausgebracht. 13 Geschichten enthält sie und die
sind hervorragend illustriert von Kathrin Schärer, die den Tieren nicht nur sehr
natürliche Konturen sondern auch ein angemessenes Mienenspiel gibt. Wichtig war Kipling
bei seinen Abhandlungen, die Kinder zu zielführenden Fragen anzuregen.
Wie kam zum Beispiel der Leopard zu seinen Flecken oder das Kamel zu seinem Höcker?
Mindestens so witzig ist die Erläuterung, warum das Känguru so geworden ist, wie wir es
kennen. Das sind durchweg Erklärungen mit mal skurrilem, mal hintersinnigem Humor, wenn
zum Beispiel der Elefant auf schmerzliche Weise seinen Vielzweckrüssel statt der
unnützen Stupsnase bekommt.
Da wird also mit köstlichen Ausführungen die Geschichte einer Evolution beschrieben
natürlich nicht ganz wahr aber gut und witzig erfunden. Die neue Übersetzung
bewahrt den Wortzauber der Vorlage und wirkt besonders beim Vorlesen, das bereits Kinder
im Vorschulalter fessen und auch die Vorleser zum Schmunzeln bringen dürfte. Zum
Selberlesen empfiehlt sich das Buch ab etwa 7. Fazit: Kiplings Schöpfungsgeschichte hat
es wohl kaum je in einer schöneren Ausführung gegeben.
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