TAKUMA MELBER: „PEARL HARBOUR“


Am 7. Dezember jährt sich der Überraschungsangriff japanischer Marineflugzeuge auf die in Pearl Harbour auf Hawaii liegende US-Pazifikflotte zum 75. mal. Am Tag darauf antworteten die USA dem Kaiserreich mit der Kriegserklärung, worauf das Deutsche Reich am 11. Dezember seinerseits den Amerikanern den Krieg erklärte und aus den bereits wütenden regionalen Kriegen ein erneuter Weltkrieg wurde.
Takuma Melber fasst die Zuspitzung auf politischer Ebene und den dann folgenden Schlag in dem kompakten Sachbuch „Pearl Harbour – Japans Angriff und der Kriegseintritt der USA“ zusammen. Der junge Historiker der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, der selbst mütterlicherseits japanische Wurzeln hat und sich mit Japan-Studien bereits einen Ruf erworben hat, untersucht Vorgeschichte, Verlauf und Folgen des japanischen Überfalls in sehr lebendiger Weise.
Insbesondere die Ereignisse der beiden Angriffswellen an diesem sonnigen Sonntag schildert er in ebenso sachlichen wie dramatischen Nahaufnahmen. Wichtig aber ist, wie er zuvor auf die Planungsabsichten der Strategen eingeht und wie in der Admiralität um die Angriffsmodalitäten gerungen wurde. Gerade in diesen Aspekten wie dann auch in den internen fehlerhaften Bewertungen des Angriffserfolges seitens der Admiräle offenbart sich die besondere Stärke dieses Buches.
Der Autor bezieht dabei die Perspektive der Aggressoren ausführlich mit ein. Zugrunde liegender Fehler im Ansatz war die defensive Denkweise der Marineleitung, die aus Furcht vor dem Verlust der strategisch unverzichtbaren wertvollen Flugzeugträger nur auf Drängen des genialen Strategen Admiral Yamamoto überhaupt wenigstens den Einsatz von vier Trägern zugestanden.
Dennoch hätte der Erfolg ein durchschlagender sein können, hätte insbesondere Vize-Admiral Nagumo, der Befehlshaber des Einsatzgeschwaders – Planer Yamamoto war nicht zugegen bei der Flotte! - nicht so zögerlich reagiert. Nachdem die Flugzeuge mit geringen eigenen Verlusten aber großartigen Erfolgsmeldungen zurückkehrten, lehnte er eine dritte Angriffswelle aus Furcht vor möglichen Angriffen auf seine Träger ab. Gerade sie hätte den Schlag gegen Pearl Harbour für die Amerikaner erst zum wirklichen Fiasko gemacht, wenn auch die Öldepots und Kriegswerften zerstört worden wären.
Nennt Melber dies schon „ein fatales Versäumnis“, macht er deutlich, dass das schwerste Versäumnis jedoch bereits vor dem Angriff erfolgt war: die wichtigsten Angriffsziele waren die Flugzeugträger der Pazifikflotte. Der Spion vor Ort hatte noch zuletzt gemeldet, dass keiner der bis zu vier fraglichen Schiffe am Angriffstag in Pearl Harbour war. Trotzdem wurde zum Angriff geblasen: „Wider besseres Wissen.“ Mit kriegsentscheidenden Folgen, wie der weitere Verlauf des Kriegs zeigen sollte.
Der Autor zieht entsprechende Schlüsse aus Fakten und Details und tut dies alles höchst objektiv. Wobei die Perspektive aus japanischer Sicht hier in spannender Weise auch die andere Seite der Authentizität bedient.

# Takuma Melber: Pearl Harbour – Japans Angriff und der Kriegseintritt der USA; 223 Seiten, div. Abb., Klappenbroschur; C. H. Beck Verlag, München; € 16,95

 
WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)


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