ROBIN BLACK: PORTRÄT EINER
EHE
Augusta Gus Edelman ist Malerin und ihr Ehemann Owen Schriftsteller. Die
beiden Endvierziger sind seit jungen Jahren ein Paar. Dass sie vor einigen Jahren aus der
Großstadt Philadelphia hinaus in ein altes Bauernhaus in echter ländlicher
Abgeschiedenheit gezogen sind, ist nur bedingt dem Wunsch nach ungestörter
Künstleridylle geschuldet.
Davon erzählt Gus nun, um mit Owens Tod fertig zu werden. Und damit beginnt auch Robin
Blacks Roman Porträt einer Ehe. Wie in so manchen langjährigen Beziehungen
verlieren sich mit zunehmender Dauer so manche Gesprächsebenen und immer häufiger
bleiben Dinge ungesagt. Bei den Beiden aber gibt es ein Tabuthema, das schon seit dem
Umzug aufs Land auf ihnen lastet.
Bevor sie diesen Schritt machten, hatte Gus eine kurze Affäre mit dem Vater einer ihrer
Malschülerinnen. Schließlich beichtet sie Owen alles und sie beschlossen, dennoch
zusammen zu bleiben und in der Einsamkeit einen Neuanfang zu versuchen. Das Wissen um den
Vertrauensbruch belastet Owen allerdings so arg, dass es zur Schreibblockade führt.
Täglich geht er in sein Scheunenatelier und kommt abends frustriert wieder ins Wohnhaus.
Das Versagen ist aber ebenso sehr ein Tabu wie der immense kreative Schub, den Gus beim
Malen erlebt. Abgefunden hatten sie sich ja auch mit der Kinderlosigkeit, deren Ursache
bei ihm liegt. Und vielleicht hätten eines Tages die Gewöhnung und die Vertrautheit eine
größere Gelassenheit ermöglicht. Dann jedoch zieht in das halb verfallene einzige Haus
in der Nähe Alison ein, ebenfalls eine Malerin.
Es gibt eine gewisse freundschaftliche Annäherung und als Dritte in der Abgeschiedenheit
stört Alison nicht wirklich. Bis ihre attraktive Tochter Nora in die gefällige Situation
hereinbricht. Die Literaturbegeisterte macht keinen Hehl aus ihrer Bewunderung für den
Schriftsteller Owen und verbringt viele Stunden bei ihm in der Scheune. Was bei Gus
unweigerlich kaum zu bewältigende eifersüchtige Anwandlungen aufkommen lässt, die sie
wegen des eigenen schlechten Gewissens allerdings zu unterdrücken versucht.
Wie die Ich-Erzählerin all das erlebt und empfindet, hat Robin Black mit viel Feingefühl
und exzellenter Prosa ausgebreitet. Auch wenn das Ende ein Tragisches ist und so kaum
abzusehen war, gelingt es der Autorin, das Ringen eines Paares mit den natürlichen
Fährnisssen einer langjährigen Ehe überzeugend in einen anspruchsvollen, fesselnden
Roman umzusetzen.
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