CHRISTINE EICHEL: „DER RACHE SüßER ATEM“


Dr. Maria Hafner ist eine attraktive Frau, doch mit Ende 30 will sie endlich eine Familie haben, einen liebenden Ehemann und Kinder. Entsprechend sehnsüchtig wartet sie auf eine Nachricht von Partner Tom. Doch der sagt nicht nur das geplante Treffen ab, in seinem Lieblingsclub erfährt sie auch noch, dass er heiraten will. Aber nicht sie.
Das stürzt die ohnehin schon ein wenig angeschlagene Arzttochter in ein tiefes Loch. Bis sie sich entscheidet: statt Selbstmord wird sie zur kühl planenden Furie. Eine Frau sieht Rot gewissermaßen, das allerdings in sehr eigener Sache. Schon der Prolog zu „Der Rache süßer Atem“ hat es in sich und das um so mehr, als Erfolgsautorin Christine Eichel mit ebenso viel psychoplogischem Fingerspitzengefühl wie elegantem Sprachzauber ans Werk geht.
Die sieben Männer der letzten zehn Jahre sollen ihre Treulosigkeit büßen und die zutiefst verletzte und gedemütigte Maria geht dabei mit viel Überlegung vor. Der Großvater hatte ihr eine Waffensammlung vererbt und sie weiß mit den verschiedenen Typen umzugehen. Für jeden Mann soll es eine andere Waffe sein, schon aus Sicherheitsgründen. Vor der Exekution aber steht jeweils das finale letzte Gespräch, denn sie will wissen, warum die Männer sie allesamt derartig hintergangen, ausgenutzt und düpiert haben.
Ist Maria Hafner vor lauter Liebesverlangen in der Partnerwahl ein Dummchen gewesen? Ist sie so grundlegend falsch erzogen worden oder hat die Familiengeschichte mit dem Selbstmord des Vaters etwas verbogen, einen Hang zu übermäßiger Anhänglichkeit und Unterwürfigkeit ausgelöst? So gnadenlos das Vorgehen der Rachegöttin ist, so subtil und schlüssig entwickelt die Autorin das Psychogramm dieser Frau.
Eine besonders tiefe Wunde riss dabei die Abtreibung, zu der sie Hermann erzwang, der Politiker mit der Aussicht auf den großen Karrieresprung, „der beides wollte, die Ehefrau für die Beletage und die Geliebte fürs Souterrain“. Bei aller Raffinesse des Vorgehens gerät Maria dennoch zumindest in den Fokus der polizeilichen Ermittlungen nach ihren ersten Erfolgen. Und damit kommt der rätselhafte Kommissar Tesoro ins Spiel.
Während die tragische, von Migräneanfällen geplagte Heldin ihre blutige Agenda fortsetzt, beginnt es zwischen ihr und dem schönen italienisch-stämmigen Ermittler sehr intensiv zu knistern. Mehr aber sei von dieser so edel erzählten und zugleich ungemein fesselnden Kriminalgeschichte nicht verraten. Weibliche Leser werden bei diesem Leckerbissen der Spannungsliteratur mitfiebern, Männer jedoch außerdem das ein oder andere Mal eine Gänsehaut bekommen.

# Christine Eichel: Der Rache süßer Atem; 319 Seiten; Rütten & Loening Verlag, Berlin;

€ 16,99

 
WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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