CATHARINA JUNK: „AUF NULL“


Das passt überhaupt in das junge Leben der zwanzigjährigen Nina: Krebs, Leukämie. Mit dieser Diagnose muss sie fertig werden. Ein Jahr Krankenhaus und quälende Therapie hat sie durchzustehen, bis sie im besten Fall als gesund, aber nicht als geheilt ins normale Leben zurückkehren kann.
Und sie kämpft sich durch. Nicht in dem ständigen Bewusstsein des Todes, sondern mit der Unbefangenheit einer Zwanzigjährigen. Und das ist auch die Geschichte in Catharina Junks Roman „Auf Null“. Darin schildert sie die Krankenhauszeit Nionas mit einem solchen Humor und Optimismus, wie es vielleicht nur junge Menschen in diueser Situation können. Sie verliebt sich sogar in einen Krankenpfleger nach dem Motto: „Die Auswahl ist nicht wirklich groß hier.“
Als der ihr aber klar macht, dass er schon im beruflichen Leben mit Sterbenden zu tun habe und deshalb das in seinem privaten Leben zulassen wolle, ist sie tief verletzt. Parallel dazu beschreibt die Autorin Ninas Leben nach dem Krankenhaus. Das beginnt zunächst mit einer Party, die in einer Katastrophe endet. Zu allem Überfluss versagt auch das Auto, das ihre besorgten Eltern ihr zur Krankenhausentlassung geschenkt haben, seinen Dienst.
Mit dem Abschleppwagen kommt aber auch Erik. Der ist kein Kfz-Mechaniker, hilft nur im Betrieb seines Vaters aus und ist ein ziemlich cooler Typ, wie Nina gleich feststellt. So steht eigentlich einer ernsthaften Liebesgeschichte nichts im Wege, wenn sich da nicht doch ein tief sitzendes Misstrauen eingeschlichen hätte. Jedenfalls macht sie die aufkeimende Liebe erst einmal gründlich kaputt und Erik wird fürs Erste von Ninas etwas oberflächlicher Freundin Isabell abgeschleppt.
Auch in ihrer Familie hat Nina mit Problemen zu kämpfen. Ihr Bruder ist einer sehr merkwürdigen religiösen Gruppe beigetreten – möglicherweise als Reaktion auf ihre Krankheit. Sie macht sich ernsthafte Sorgen um ihn und versucht, die Beziehung zu ihm wieder auf eine normale Basis zu stellen.
Auch ihre Freundschaft zu Bahar, ihrer eigentlich besten Freundin, ist zerbrochen, als diese ohne Absprache mit ihr einen Knochenspendenaufruf in den sozialen Medien gestartet hatte, gut gemeint aber tödlich für ihre Freundschaft. All das muss Nina erst einmal sortieren und in ihr Leben einbeziehen. Immerhin scheint Erik durchaus mehr an ihr als an ihrer Freundin interessiert zu sein, wie sie bei einem gemeinsamen Tandem-Fallschirmsprung feststellen kann.
Eine schöne Geschichte, in der ganz ernsthaft die Leiden einer Krebstherapie geschildert werden, die gleichzeitig aber auch sensibel und einfühlsam einen Blick in die Psyche einer jungen Frau zulässt, deren Lebensplanung auf ganz anderes ausgerichtet ist als auf Krankheit oder gar Tod.

# Catharina Junk: Auf Null; 395 Seiten; Kindler Verlag, Reinbek; € 19,95

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