FOTHERGILL/CORDEY: „DIE JAGD“


Der Kampf um das Überleben ist das Grundprinzip in der freien Wildbahn und das gilt zu Lande, zu Wasser und in der Luft. Die ebenso archaischen wie oft raffinierten Vorgehensweisen der Tierwelt haben mit Alastair Fothergill und Huw Cordey zwei für ihre berühmten BBC-Serien (u.a. „Planet Erde“) weltweit geschätzten Naturforscher untersucht.
Die Ergebnisse ihrer oft sehr schwierigen und langwierigen Fotosafaris haben sie in dem opulenten Bildband „Die Jagd. Der Kampf ums Überleben“ ausgebreitet. Das Buch lebt von seinen 240 Fotografien, die in bester Qualität hinreißende Tieraufnahmen und hier vor allem überaus spannende Jagdszenen zeigen. Nach dem Vorwort von Sir Richard Attenborough folgen dazu erläuternde Texte zu den sehr unterschiedlichen Spezies von Jägern und Gejagten.
Das Lauern, das Anschleichen, der Moment des Angriffs und des Kampfes – viele Bilder mitten aus dem dramatischen und ja fast immer tödlichen Geschehens fesseln mit grandioser Faszination. Dazu lernt man oft Erstaunliches über die Jäger selbst aber eben auch über die Jagdtaktiken. Da sprintet der Gepard bis zu 93 km/h schnell, muss aber sehr zielgenau vorgehen, denn seinen Extremsprint hält er nur zehn Sekunden lang durch.
Ungleich ausdauernder sind dagegen die Afrikanischen Wildhunde mit einer Jagderfolgsquote von über 80 Prozent. Die sich vor allem aus dem System ihrer raffiniert koordinierten Rudeljagd ergibt. Schnelligkeit ist jedoch fast immer der entscheidende Trumpf, wobei kein anderes Tier den Wanderfalken übertrifft, wenn er seine Geheimwaffe Sturzflug ansetzt und mit 300 km/h als quasi lautloser Tod auf seine Beute herniederjagt.
Doch selbst im Wasser gibt es die blitzschnellen Jäger wie den Fächerfisch aus der Schwertfischfamilie, der es auf geschätzte 110 km/h bringt. Als ultimativer Jäger aber wird ein anderer Meeresbewohner vorgestellt: der Schwertwal, gern auch als Orca bezeichnet. Der hochsozial agierende Meeressäuger zeichnet sich als Raubtier durch Intelligenz und Ausdauer aus und nur der Mensch ist ihm an komplexer Handlungs- und Anpassungsfähigkeit überlegen.
Die richtigen Strategien von Jägern und Gejagten, Erfolgsquoten oder auch Düpierungen, wenn zum Beispiel die selten allein auftretenden Hyänen einem Geparden seine frisch geschlagene Beute abspenstig machen, werden ebenfalls auf spannende Weise präsentiert. Die Vielfalt der Jagdbereiche bis in die Arktis, den Regenwald und das Reich der Insekten ist überwältigend. Aber auch das Kapitel „Hinter den Kulissen“ ist ein Höhepunkt, wenn beschrieben wird, wie all die atemberaubenden Foto- und Filmaufnahmen gemacht wurden.
Fazit: ein Non-plus-Ultra der Naturdokumentation zu diesem Themenbereich mit hervorragend aufgemachten Informationen und einer kaum zu überbietenden Augenweide spektakulärer Tierfotografien.

# Alastair Fothergill/Huw Cordey: Die Jagd. Der Kampf ums Überleben (aus dem Englischen von Jorun Wissmann, Monika Niehaus, Coralie Wink); 312 Seiten, 240 Abb., Großformat; National Geographic Verlag, Hamburg; € 39,99

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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