HOWARD CARPENDALE: DAS IST
MEINE ZEIT
Das wird so manch Einen überrascht haben: ein Buch von Schlager-König Howard Carpendale.
Das ist meine Zeit Aus dem Leben ist es überschrieben und weitgehend
autobiographisch. Eine Autobiographie im klassischen Sinne bietet das Werk allerdings
nicht, vielmehr handelt es sich um ein ausgedehntes Interview über seine Vita, seine
Karriere und seine Ansichten.
Interviewpartner für diese spezielle Spurensuche war dabei über etliche
Monate der erfahrene Zeitungsjournalist Stefan Alberti. Von Beginn an beeindruckt die
Offenheit, mit der der inzwischen 70-jährige Schlagersänger und Komponist auch über
kaum bekannte und weniger positive Dinge aus seinem Leben spricht. So geht er offen mit
einer schweren Depression um, die ihn bald nach seinem ersten Rücktritt vom Showgeschäft
im Jahre 2003 heimsuchte.
Im schnörkellosen Plauderton erzählt der Südafrikaner, der seinen berühmten Akzent
damit erklärt, dass er privat fast ausschließlich Englisch spreche, über die Anfänge
im Schlagermetier. Das lockere Frage- und Antwortspiel eröffnet den Blick auf ein
bewegtes Künstlerleben, das jedoch keine sonderlich dramatischen Tiefpunkte aufweist.
Andererseits erfährt man von einer erfreulichen Kindheit und Jugend und dass Religion von
jeher nie eine Rolle in seinem Leben gespielt hat.
Über die Werte und den Sinn des Lebens spricht er gleichwohl ausführlich, dabei aber
wohltuend zurückhaltend. Wozu auch seine für den ein oder anderen Nicht-Fan
überraschende Feststellung passt, er sei kein bisschen arrogant. So äußert er auch
manche interessanten Sichtweisen bis hin zu Themen der aktuellen Tagespolitik, ohne dabei
missionarisch zu wirken. Natürlich spricht der bekennende Harmoniesüchtige
auch über die beiden Ehefrauen und seine Söhne.
Aber ebenso über den Tod. Nein, er glaubt nicht an ein Leben danach, andererseits ist ein
so großer Golf-Liebhaber, dass er sich wünscht, dass seine Asche dereinst auf einem
Golfplatz verstreut wird. Carpendale gibt sich ungekünstelt und authentisch und das gilt
auch für eine Reihe von Aussagen über Kollegen und Berühmtheiten anderer Gattungen.
Einzig Marius Müller-Westernhagen kommt nicht sonderlich gut dabei weg und Sophia Loren
nennt er - enttäuschend.
Vor allem für die immer noch riesige Schar von Fans des im deutschsprachigen Raum bis
heute erfolgreichen Stars ist dieses Buch ein klares Muss. Die Fülle von Fotos aus seinem
Privatarchiv dürfte im Übrigen das Ihrige dazu beitragen.
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