STEFAN MÜLLER: „MYTHOS FREMDENLEGION“


Stefan Müller diente in der Division Spezielle Operationen der Bundeswehr, doch er wollte mehr, richtigen Einsatz, Herausforderungen, Grenzerfahrungen. Deshalb bewarb er sich 2009 bei einer Truppe mit einem sehr eigenen Ruf, der berühmt-berüchtigten „Légion Etrangère“.
Was der 1985 in Sibirien geborene Russlanddeutsche in fünf Jahren dort erlebte, schildert er in seinem von dem Journalisten Martin Specht mitgestalteten Tatsachenbericht „Mythos Fremdenlegion. Mein Einsatz in der härtesten Armee der Welt“. Sein Einstieg in die legendäre Truppe klingt zunächst ein wenig skurril, denn Sport- und Wissenstest sind eher ein Witz.
Andererseits muss er Pass und bisherige Identität samt Kleidung und Haarpracht abgeben und wird zu Karl Mahler. Im Gegensatz zu früheren Zeiten, als die Legion unter anderem wegen des Indochina-Krieges und des Algerienaufstandes überwiegend ein Sammelbecken wilder Gesellen und oft genug Verbrechern auf der Flucht war, werden Kriminelle längst nicht mehr genommen. Dafür sorgt schon die „Géstapo“ - die heißt wirklich so – der sehr gut vernetzte Geheimdienst der Legion.
Nur noch 8000 Mann hat die Truppe, die jedoch haben es in sich an Kampfkraft. Natürlich hat auch „Mahler“ in seinem Fünfjahresvertrag den Einsatz seines Lebens zu einem Teil des Geschäfts gemacht. Nüchtern, ohne Pathos dafür aber mit einigem deftigen Sarkasmus erzählt er nun vom Einstieg gemeinsam mit den anderen Neulingen aus zahlreichen Ländern.
Der besteht aus erbarmungslosem Drill mit brutalen Übungen durch ebensolche Ausbilder. Drakonische Kollektivstrafen und strenge Disziplin impßfen auf die harte Tour den „Esprit de Corps“ ein, einen Korpsgeist, der auf unverbrüchliche Kameradschaft setzt, allerdings nur selten zu Freundschaften führt. Natürlich sind sie stolz, als sie endlich ihre weiße Kopfbedeckung erhalten, das berühmte „Képi blanc“.
Der ersehnte Einsatz lässt allerdings auf sich warten, stattdessen heißt der Alltag nervtötendes Einerlei von Putzen und ständigem sportlichen und militärischen Training bis an die Grenzen. Dann gibt es endlich Trainingseinheiten in anderen Ländern, unter anderem im Senegal und den Vereinigten Emiraten. Bis Mahler schließlich doch noch seine echte Feuertaufe erlebt: 2013 im Rahmen der „Operation Serval“.
Französische Kräfte helfen in Mali gegen islamitische Aufständische. Und es sind jene lebensgefährlichen Grenzerfahrungen, die Müller/Mahler gesucht hatte. Tödliche Schusswechsel, der zehrende Stress von Wüste, schlechter Ernährung und Hygiene bei ständiger Wachsamkeit und überall lauernder Minengefahr.
Doch auch warum der Autor zum Ende des Vertrages aussteigt und was überhaupt die meisten Bewerber zur strapaziösen Legion bringt, wird hier ohne jede Glorifizierung dargelegt. Einige sonstige Kampfbeteiligungen bleiben jedoch unter Hinweis auf Geheimhaltungspflichten ausgespart. Fazit: ein aufschlussreicher und oft spannender Bericht über eine Elitetruppe, über die man heutzutage sonst nur sehr wenig erfährt.

# Stefan Müller: Mythos Fremdenlegion. Mein Einsatz in der härtesten Armee der Welt; 335 Seiten, div. Abb., Klappenbroschur; Econ Verlag, Berlin; € 18

 
WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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