KLAUS DORNISCH: „SAGENHAFTES ÄTHIOPIEN“

 
Äthiopien, einst auch Abessinien genannt, blickt zurück auf uralte Zivilisationen und seit dem Fund des Skeletts von „Lucy“ sieht man hier auch die Wiege der Menschheit. Atemberaubende Landschaften, Relikte einzigartiger Hochkulturen, die inzwischen zum Weltkulturerbe zählen – dieses große Land am Horn von Afrika ist wahrhaft etwas Besonderes.
Nicht von ungefähr ist denn auch der große Textbildband von Klaus Dornisch mit „Sagenhaftes Äthiopien. Archäologie – Geschichte – Religion“ überschrieben. Der Archäologe berichtet ebenso detailliert wie spannend von den jüngsten Forschungsergebnissen, widmet sich mit einer Fülle eindrucksvoller Bilder aber auch der Kultur des Landes, in dem „Lucy“ vor rund 3,5 Millionen Jahren lebte und mit „Ardi“ inzwischen ein noch älterer Vorfahre der Menschheit entdeckt wurde.
Der heutige Name rührt von der Benennung als „Aithiopes“ (= Brandgesichter) her, die die Griechen den dortigen Völkern gaben. Doch schon weit vor ihnen erkundeten die Ägypter zu ihren mächtigen Zeiten diese südliche Nachbarschaft. Vor allem die Expedition der Königin Hadschepsut um 1470 v.Chr. ins sagenumwobene Land Punt mit seinen Reichtümern findet sich in antiken Schriftquellen wieder.
Doch Dornisch geht auch auf all die späteren äthiopischen Hochkulturen wie das Di'amat-Reich ein, über das wenig bekannt ist. Oder das Reich von Aksum, über das eine deutsche Expedition 1906 viele Erkenntnisse sammelte. Dort gibt es zahlreiche Funde zu bewundern, insbesondere gewaltige Stelen. Hier befand sich jedoch ebenso das legendäre Reich der Königin von Saba, aus dem das äthiopische Herrscherhaus hervorging, das bis zum letzten, 1974 gestürzten Kaiser Haile Selassie über Äthiopien herrschte.
Neben den Geschichten und Legenden bestechen aber auch die Kapitel über die Religion des Landes. Das wurde durch König Ezana bereits im Jahr 340 christlich, ein mosaisches und ein islamisches Erbe ist allerdings ebenfalls von Bedeutung. Der Archäologe und kenntnisreiche Reiseleiter spannt den Bogen bis hin zur letzten Blütezeit des alten Äthiopien unter den Kaisern der Gondar-Zeit und deren letzte Herrscherin Mentewab (1730-1755).
Eingeleitet wird der prachtvolle Band mit einem Vorwort von Prinz Assfa-Wossen Asserate. Exzellent geschrieben und zugleich wissenschaftlich fundiert überzeugt dieses Werk und dürfte jeden Geschichtsinteressierten begeistern.

 
WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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