JOCHEN BUSSE: WO WIR GERADE
VON BELEGTEN BRÖTCHEN REDEN
Seit über 50 Jahren steht Jochen Busse auf der Bühne oder vor der Kamera. In diesem
Januar wird er nun 75 Jahre alt und während er sich einerseits noch meilenweit entfernt
vom Rentnerdasein sieht, war dieser Zeitpunkt immerhin Anlass für eine Autobiographie
über Die Komödie meines Lebens, so der Untertitel.
Ganz seinem seit Jahrzehnten bekannten Naturell als Kabarettist und Komiker entsprechend
lautet der Haupttitel Wo wir gerade von belegten Brötchen reden und man
vermeint gleich seine leicht verknödelte Stimme mit dem Duktus seiner sauerländischen
Herkunft zu hören. Noch vor dem Abitur zog es ihn von dort nach München, um Schauspieler
zu werden.
Der elterliche Betrieb war pleite und Ausbildungen konnte er auch keine vorweisen. Wie er
sich trotzdem nach oben gearbeitet hat und auf zahlreiche Erfolge zurückblicken kann,
dazu sagt er trocken: Glück gehabt. Mag sein, aber es war das Glück des
Tüchtigen und selbst mit just 75 arbeitet er ja noch, bereichert so manche Bühne zum
Beispiel mit seinen kabarettistischen Solo-Programmen zum Altern und zu allerlei
Eitelkeiten.
Auf die er für sich selbst abgesehen von einigem Namedropping jedoch
gänzlich verzichtet. So erzählt er forsch von kleinen Anfängen, wo er anfangs sogar in
belanglosen Sexfilmchen wie Die Jungfrauen von Bumshausen oder bei
Hausfrauen-Reports mitwirkte. Als Kabarettist dagegen hatte er nicht nur seine
Zeit beim Düsseldorfer Kom(m)ödchen, sondern geriet unter dem legendären
Sammy Drechsel von 1981 bis 1990 sogar in den Olymp des deutschsprachigen Kabaretts bei
der Münchner Lach- und Schießgesellschaft.
Beim ganz breiten Publikum allerdings wurde er als Comedian zum Star mit Sendungen wie
7 Tage 7 Köpfe oder in der Serie Das Amt mit ihm als
Arschloch vom Dienst, wie er es mit einem gewissen Augenzwinkern sieht. Der große
Spötter vom Dienst, immer so betulich in Kleidung und Habitus wie ein Verwaltungsbeamter,
dröge und spießig, aber auch arrogant das macht ihm so leicht keiner so glaubhaft
nach.
Spannend sind dann die Blicke hinter die Kulissen und die Erinnerungen an Lehrmeister wie
Rudi Carrell und wie man Pointen richtig setzt. Busse war Anfang der 90er Jahre
schließlich derjenige namhafte Kabarettist, der die Schranke zwischen Anspruchsvollem und
reiner Unterhaltung mit jahrelangem Erfolg einriss. Und so wie er seinen Erfolgsweg von
der Ochsentour der jungen Jahre über die hochqualitative Kleinkunst bis hin zur gekonnten
Massenunterhaltung schildert, scheint das Naturtalent des Ungelernten immer
wieder durch.
Wie kann man nur so verdammt viel Glück haben? fragt er selbst staunend über
seinen beeindruckenden Lebensweg ohne tiefe Täler oder Pleiten. Selbst seine vier Ehen
schildert er mit freundlicher Offenheit und man glaubt ihm durchaus, dass er das nicht so
beabsichtigt hatte. Er habe jedesmal geglaubt, dass es die Richtige war. Vielleicht
inzwischen zu Recht, denn mit Ehefrau Nummer 4 ist er 2007 sogar nach Berlin gezogen.
Und von dort aus will der Gentleman der deutschen Unterhaltungsbranche jobmäßig und auch
sonst noch kein bisschen kürzer treten, wie er voller Schaffenskraft und Optimismus
verkündet. Fazit: schön, dass Jochen Busse mal über all das geredet hat, denn es
lohnt sich ganz und gar, das zu lesen.
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