RADEK KNAPP: „DER GIPFELDIEB“


Seit Teenagertagen lebt der in Warschau geborene Schriftsteller Radek Knapp in Österreich, von wo aus er eine erfolgreiche Karriere als Autor startete. Dabei gilt er als hintersinniger Humorist, in dessen Büchern Herkunft und neue Heimat eine zentrale Rolle spielen.
Schon deshalb hat sein jüngster Roman „Der Gipfeldieb“ erneut eine autobiographische Note. Schon was den ausgeübten Beruf des jungen Polen angeht, der seiner Mutter noch immer grollt, dass sie ihn von den polnischen Großeltern weg zu sich nach Wien geholt hat, ist diese Ähnlichkeit anzumerken, denn – auch Knapp jobbte vor den ersten literarischen Erfolgen zeitweise als Heizungsableser.
Dieser Tätigkeit also geht Ich-Erzähler Ludwig Wiewurka ausgesprochen gern nach, bringt sie ihn doch immer wieder in die Wohneungen und damit in die Privatsphäre manch kauziger Gestalten. Mal sind es Leute, denen es mit allerlei Dreistigkeit gelingt, sich bis in die Pension hinein den Lebensunterhalt mit Staatsknete zu sichern. Oder er stößt auf einen lebendigen Esel in einer Mietwohnung oder eben auf einen Sonderling wie den bergstiegenden Titelgeber des Romans.
Ehrgeiz ist dem Melancholiker gänzlich fremd und dass er sich auf stille Weise gegen Mutters ständige Versuche, ihn mit jungen polnischen Frauen zu verkuppeln, wehrt, hat ganz wesentlich damit zu tun, dass er das störungsfreie Alleinsein durchaus schätzt. Was ihn nicht daran hindert, Mutter zu besuchen und ihre köstlichen Palatschinken zu genießen, wobei es zu herrlich schrägen Dialogen kommt.
Bis den sympathischen Antihelden ein heimtückischer Schachzug der Mutter beinahe aus der Bahn wirft. Hinter seinem Rücken hat sie für ihn einen Antrag auf die österreichische Staatsangehörigkeit gestellt. Der wird nicht nur angenommen, prompt erwischt den völlig Überraschten auch noch kurz vorm 35. Geburtstag die Einberufung zum Militär.
Was nun folgt, hat allerhand vom Schwejk und führt zu herrlichen Passagen über das Ringen mit der österreichischen Militärbürokratie. Allerdings gelingt dem subversiven Ludwig der Weg in den zivilen Ersatzdienst. Der dem Schelm glatt noch ein ganz besonderes Schmankerl fürs Leben präsentiert in Form einer feschen Krankenschwester in just dem Altenheim, in dem er seinen Dienst ableistet.
Das Alles amüsiert mit viel leichtfüßigem Esprit und durchtriebener Satire. Und endet auch zum Vergnügen des Lesers glatt in der eingangs immer wieder so wunderbar aufgespießten Spießigkeit.

# Radek Knapp: Der Gipfeldieb; 205 Seiten; Piper Verlag, München; € 20

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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