SARAH MOORE FITZGERALD: „DAS APFELKUCHENWUNDER“


Es war eine solch wunderbare Freundschaft zwischen Meg und ihrem gleich nebenan wohnenden Freund Oscar. Der hatte eine so besonders positive Art und für Leute mit Kummer ein Allheilmittel, den magischen Apfelkuchen, den er nach einem Rezept seiner Großmutter selbst buk.
Und nun das: Meg war ohnehin todtraurig gewesen, dass ihre Eltern mit ihr für sechs Monate aus Irland ins entsetzlich ferne Neuseeland am anderen Ende der Welt fortziehen wollten. Nun aber saß sie nach einer überstürzten Rückkehr im unwirtlichen irischen Februar in der überfüllten Kirche zur Trauerfeier um Oscar. Auch wenn sie es überhaupt nicht begreifen kann, so hatte er offenbar Selbstmord begangen und ein ihr fremdes bildschönes Mädchen – angeblich seine Freundin – spricht die Erinnerungsworte namens der Schüler.
Mit dieser düsteren Stunde beginnt der Jugendroman „Das Apfelkuchenwunder oder die Logik des Verschwindens“, den die in Irland lebende amerikanische Psychologieprofessorin Sarah Moore Fitzgerald verfasst hat. Doch dies soll keine Trauergeschichte werden und so gibt Oscars kleiner, an den Rollstuhl gebundener Bruder Stevie Meg einen ersten Hoffnungsschimmer.
Nein, er glaubt nicht an Oscars Tod und außerdem hat man zwar Sachen von ihm aus dem Meer gefischt, nicht jedoch seine Leiche. Und tatsächlich hat dieser ebenso feinfühlige wie kluge Roman zwei Ich-Erzähler und nach Meg meldet sich genau dieser Oscar und stellt gleich klar, dass er sich zwar elend gefühlt aber nicht umgebracht hat.
Auf immer spannendere Weise kommt nun bruchstückhaft zutage, was sich seit Megs Abreise ereignet hat und wie Oscar vom fröhlichen und allseits geschätzten Außenseiter mit einem Herz aus Gold zur gemiedenen Randfigur mit Todessehnsüchten werden konnte. Ohne zu viel zu verraten: die schöne Paloma hat hier ein übles Spiel getrieben und den giftigsten Ratschlag dazu erhielt sie von ihrer Mutter – mögliche Rivalen müsse man vernichten, um selbst voranzukommen.
Ausgerechnet Oscar wird da zu ihrem Opfer, weil er im Gegensatz zu den meisten Jungen ganz locker mit ihr umging und sich kein bisschen von ihr umgarnen ließ. Ihre Rache ist geradezu teuflisch gemein und – fast – erfolgreich. Die Autorin hat dazu beeindruckende Charaktere geschaffen, wobei dem alten Zausel Barney Brittle eine besonders interessante Rolle zukommt.
Die gesamte Geschichte erweist sich im Übrigen als viel ernster und tiefgründiger, als es der eher witzige Titel und das kindlich-fröhliche Cover vermuten lassen. Fazit: ein sehr gut erzählter anspruchsvoller Roman zu einem viele Jugendliche ansprechenden Thema, der nicht nur junge Leser ab etwa zwölf Jahre fesseln wird.

# Sarah Moore Fitzgerald: Das Apfelkuchenwunder oder die Logik des Verschwindens (aus dem Amerikanischen von Adelheid Zöfel); 249 Seiten; Fischer KJB, Frankfurt; € 14,99

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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