TIMO HEINY: MEIN AFRIKA
In Ostafrika stand die Wiege der Menschheit und von diesen Gebieten Äthiopiens und Kenias
ist der Fotograf Timo Heiny seit vielen Jahren fasziniert. Seine Liebe zu den Stämmen
hier im sogenannten ostafrikanischen Graben hat er nun mit einem opulenten
deutsch/englischen Bildband dokumentiert, der schlicht mit Mein Afrika
überschrieben ist.
Im Vorwort hat ihn die aus Italien stammende Wahl-Kenianerin Kuki Gallmann als einen
wunderbaren Archivar einer gefährdeten Welt bezeichnet. In der Tat widmet
sich der international arbeitende Reisefotograf hier ausschließlich indigenen Stämmen
Ostafrikas in einer vom wuchernden Tourismus noch größtenteils verschonten Region, die
sich ihre Traditionen noch weitgehend erhalten haben.
Zehn Völkergruppen und Stämme hat er auf vielen Reisen immer wieder aufgesucht und das
Vertrauen der Menschen gewonnen, die er ablichten wollte. Das gelang nur durch ein
besonderes Gespür für den Stolz und die gediegenen Eigenarten dieser Gruppen mit ihren
lebendigen Göttern und Ahnen, mit ihrem alltäglichen Umgang mit Mystik und Magie. Mit
hoher Sensibilität fing Heiny die Wildheit, die oft archaische Ursprünglichkeit und ihre
ganz eigene, ungezähmte Schönheit ein.
Bei aller Faszination der grandiosen Aufnahmen vermitteln diese gleichwohl weder
Postkartenattraktivität noch gar Romantik. Für Beides wäre in den rauen und
großenteils lebensfeindlichen Gebieten dieser Stämme auch kein Platz, denn das Dasein
hier ist ebenso karg wie strapaziös. Und wenn dann doch ein Stück Moderne aufblitzt,
berührt es unangenehm und wirkt irgendwie deplatziert, ist jedoch leider ebenfalls
Realität: gleich mehrere Aufnahmen zeigen stolze Krieger mit Kalaschnikows, die offenbar
allgegenwärtigen Schnellfeuergewehre russischer Bauart.
Der ungeheure Reiz der über 150 Abbildungen ist das Verdienst Timo Heinys und wenn er
ganz bewusst ausschließlich mit Schwarzweiß-Duoton-Fotografien arbeitet, lenkt er damit
den Blick in besonders intensiver Weise auf das Wesentliche und vermeidet zugleich jeden
Anflug von touristischem Safari-Kitsch. Fazit: ein wertvoller Bildband mit einem
einzigartigen Blick in eine fremde, exotische Welt.
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