ANDREAS ESCHBACH:
AQUAMARIN
In seinem neuen Zukunftsroman für jugendliche Leser führt Erfolgsautor Andreas Eschbach
unter dem Titel Aquamarin nach Seahaven, Australien, im Jahr 2151. Nach den
überstandenen Energiekriegen und Aufständen hat sich die gesamte Welt stark verändert.
Die Ozeane sind erforscht und gebändigt, sie versorgen das Land mit Energie und
Rohstoffen, während alle giftigen Tiere beseitigt wurden.
Im Mittelpunkt des Geschehens steht die 16-jährige Saha Leeds. Aufgezogen wurde sie von
der taubstummen Tante Mildred, denn ihre Mutter ist schon lange tot und von ihrem Vater
weiß sie nicht einmal den Namen. Obwohl sie und Tante Mildred zur untersten
Gesellschaftsschicht gehören und Saha in der Schule unter Auswüchsen der starken
Unterschiede zwischen Arm und Reich zu leiden hat, geht es ihnen recht gut. Ein größeres
Problem jedoch ist, dass die Ich-Erzählerin seit ihren Kindertagen wegen einer schlimmen
Verletzung die Berührung mit Wasser meiden muss.
Das ist ein schweres Handicap ausgerechnet hier in dieser Stadt am Ozean, in der sich fast
alles ums Wasser dreht. Bis sie eines Tages mutwillig in ein großes Wasserbecken
gestoßen wird und nichts passiert. Neugierig geht sie schließlich heimlich ins
Meer und entdeckt ein schockierendes Geheimnis: sie kann sogar unter Wasser atmen und
diese Narben an ihrem Oberkörper sind in Wirklichkeit Kiemen.
Doch dieses Geheimnis darf nicht herauskommen, denn Seahaven ist keine der modernen Zonen,
wie es sie in vielen Teilen der Welt mit allem technischen und wissenschaftlichen
Fortschritt gibt. Hier herrscht der Neotraditionalismus und der verbietet nicht nur
technische Errungenschaften, die die Menschn von Maschinen und Robotern abhängig machen
könnten. Absolut geächtet sind vor allem auch die anderswo gängigen Genmanipulationen
und der sogenannte Bevölkerungsplan der Zone gilt als heilig.
Also würde Saha sofort in die Fremde vertrieben, denn ihr ist klar, dass sie
offensichtlich ein Fischmensch ist. Der Anpassungsdruck wird damit über das Übliche
hinaus nun noch viel schlimmer, zumal sie in dem Oberschichtmädchen Carilja eine
besonders aggressive Feindin hat. Zugleich aber entdeckt Saha neue Geheimnisse des Meeres
andere Fischmenschen.
Schließlich erfährt sie aus Briefen und Tagebüchern ihrer Mutter, die Tante Mildred
für sie aufbewahrt hat, dass es damals eine folgenreiche Beziehung zwischen ihrer Mutter
und einem solchen Homo submarinus gegeben hat. Doch sie weiß inzwischen auch,
dass es noch immer Stämme dieser einst aus verbotenen Laborversuchen in Süd-Korea
entstandenen Fischmenschen gibt. Dann jedoch will ein Industrieller eine große
Säuberungsaktion im Ozean durchführen und Saha muss allen Mut zusammennehmen, um das zu
verhindern.
Andreas Eschbach hat aus all dem eine faszinierende Geschichte entwickelt, allerdings lebt
dieser Roman nicht von gewaltigen Überraschungen oder gar viel Action bis auf das
recht dramatische Finale sondern vom Eintauchen in diese tiefblaue und ziemlich
realistische Zukunftsvision. Spannend ist die Welt, die er hier schafft und hohe Qualität
haben darin auch die Charaktere, die er hier zeichnet.
Fazit: ein Zukunftsroman der besonderen Art, intelligent, fantasievoll und dabei ein
niveauvolles aber eher ruhiges Lesevergnügen für junge Leser etwa ab 14 Jahre.
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