PAULA McLAIN: „LADY AFRICA“


Im Mittelpunkt des oskar-gekrönten Films „Jenseits von Afrika“ standen die dänische Autorin des gleichnamigen Erinnerungsbandes und ihr Geliebter, der britische Großwildjäger Dennys Finch Hutton. Unerwähnt blieb jedoch eine dritte wichtige Person in dem Beziehungsgeflecht: Beryl Markham, gute Freundin Blixens, aber ebenso Geliebte Huttons und vermutlich auch von Blixens Ex-Gatten Bror.
Bery Markham (1902-1986) war jedoch nicht nur eine attraktive abenteuerlustige junge Frau, sie war eine Ausnahmeerscheinung als Pferdetrainerin und Flugpionierin. Ihre Memoiren sorgten zwar wie die Blixens in den 30er Jahren für Furore, gerieten jedoch bald in Vergessenheit, obwohl selbst Ernest Hemingway ihr hervorragendes Schreibtalent bescheinigte.
Ihrem Leben hat sich nun Paula McLain auf ähnliche Weise gewidmet wie bei „Madama Hemingway“ der ersten Ehefrau des Nobelpreisträgers, indem sie aus dem wahrhaft romanhaften Leben Bery Markhams den biographischen Roman „Lady Africa“ formte und diese Form zusätzlich dadurch unterstrich, dass sie diesen Freigeist selbst erzählen lässt. Die Autorin beschränkt sich allerdings auf die Zeit von der Kindheit bis zu jenem legendären Alleinflug über den Atlantik in Ost-West-Richtung am 4. September 1936.
Als Kunstgriff beginnt das Erzählen mit dem Abschweifen in Erinnerungen während dieses Fluges und es endet mit der ebenso dramatischen wie glimpflich verlaufenen Notlandung auf dem amerikanischen Kontinent. Bei den Memoiren wird schnell deutlich, wie sehr der eigenwillige, ungebärdige Charakter der jungen Engländerin jene entscheidende Prägung dadurch erhielt, dass die Mutter sie und den Vater nach wenigen Jahren in Britisch-Ostafrika (heute Kenia) sitzenließ, um wieder in England zu leben. Ohne Upper-Class-Schulbildung, stattdessen sehr frei mit den Stammesangehörigen auf der Farm und mit viel Natur aufgewachsen, war Beryl für gesellschaftliche Konventionen früh verloren.
Um so intensiver interessierte sie sich für die Pferdezucht des Vaters und als der wirtschaftlich strauchelte, folgten zwei folgenreiche Weichenstellungen für sie. Zum Einen wurde sie bereits mit 16 verheiratet – was nicht lange hielt – und sie wurde die erste Pferdetrainerin Afrikas und das mit beträchtlichem Erfolg. In Kolonialkreisen in Nairobi lernte sie dann Karin Blixen und auch deren Mann, den schwedischen Baron und Großwildjäger Bror kennen.
Während Beryl nach ihrer baldigen Scheidung den reichen Briten Mansfield Markham heiratete – auch dies mit der Zeit ein Fehlschlag, der sie in ihrer für damalige Verhältnisse skandalösen sexuellen Freizügigkeit eher noch bestärkte – wird Blixen zu einer engen Seelenverwandten. Doch mit ihr tritt auch der charismatische Finch Hutton in ihr Leben und wird nicht nur zu ihrer großen Liebe, er weckt auch die Leidenschaft für die Fliegerei in ihr.
Sein plötzlicher Tod 1931 durch einen Absturz hält sie nicht davon ab, als erste Frau in Kenia ein Fluglizenz zu erwerben. Was das im Roman bis hin zu jenem Atlantikflug erfasste Leben Beryl Markhams schon Stoff für diesen bewegten und sehr bunten Roman, folgten in ihrem weiteren Leben noch viele Höhen und Tiefen. Und mag der stolze Freigeist auch noch zweimal geheiratet haben, ihre Unabhängigkeit ließ sie sich niemals beschneiden.

# Paula McLain: Lady Africa (aus dem Amerikanischen von Yasemin Dincer); 458 Seiten; Aufbau Verlag, Berlin; € 19,95

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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