INGRID NOLL: „DER MITTAGSTISCH“


Ingrid Noll legt eine neue Kriminalkomödie vor und obwohl sie in Kürze ihren 80. Geburtstag feiert, bereitet sie auch hier wieder ein hinterhältig-harmloses Gebräu aus dem ganz normalbürgerlichen Alltag zusammen. „Der Mittagstisch“ lautet der Titel und genau der bleibt für den ein oder anderen Teilnehmer nicht folgenlos.
Er wurde eher durch Zufall zur Geschäftsidee, als die sympathische Mittdreißigerin Nelly in arge Bedrängnis gerät. Sie hat zwar ein schönes geerbtes Haus, doch als sich der amerikanische Erzeuger ihrer beiden Kinder davonmacht, steht sie als alleinerziehende Mutter ohne Job da. Irgendwie ergibt es sich, dass sie Freundin Regine spontan zu einem Essen einlädt und diese derartig mit ihren Kochkünsten begeistert, dass die das Aufziehen einer professionellen Mittagstafel vorschlägt.
Im Nu entwickelt sich eine muntere Schar von regelmäßigen zahlenden Gästen, die Nellys Gourmetküche in deren Eigenheim – und natürlich mit allseitiger Diskretion am Finanzamt vorbei – zu schätzen wissen. Da gibt es illustre Gäste und die meisten mag Nelly auch persönlich. Der attraktive Elektroinstallateur Markus gefällt ihr allerdings über Gebühr gut, um so schwieriger gestaltet sich das Miteinander mit dessen Freundin.
Diese Gretel sieht zwar super aus, entpuppt sich jedoch als Unruhestifterin. Als Nelly nun auf Umwegen erfährt, dass sie eine Erdnussallergie hat, kredenzt sie umgehend ein wunderbares Gericht mit ganz speziellen Lammhackbällchen. Sehr lecker, nur Gretel bringen sie ins Krankenhaus. Doch bis zum nächsten Unfall und dem ersten Toten dauert es gar nicht mehr lange. Und als der fiese Ex aus den USA wieder auftaucht und Nelly glatt die Kinder wegnehmen will, braucht sie ziemlich bald Hilfe zum heimlichen Verbuddeln seiner Leiche.
Irgendwie zieht bei Ingrid Noll stets ein Ableben das nächste nach sich, Einzelheiten seien hier aber nicht verraten, denn irgendwie regelt sich alles auf wundersame Weise und auch ganz ohne Polizei. Da gibt es manche skurrile Wendungen und es gilt stets, den Schein zu wahren. Und wen es beruhigt: es wird nicht nur ziemlich unmoralisch Leben genommen, es wird auch ebenso unmoralisch neues gegeben...
Eben eine sanft schwarze Komödie, so locker und charmant erzählt, dass sie mundet wie, nun ja, wie eine gute Mahlzeit. Die aber auch als nie langweilige Bettlektüre taugt.

# Ingrid Noll: Der Mittagstisch; 220 Seiten; Diogenes Verlag, Zürich; € 21,90

 
WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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