RAINER M. SCHRÖDER: MADISON
MAYFIELD
Erfolgsautor Rainer M. Schröder ist berühmt für seine hochspannenden Jugendromane, die
mal in fernen historischen Zeiten, mal auch in der Zukunft spielen. Mit seinem jüngsten
Roman Madison Mayfield Die Augen des Bösen geht er ins viktorianische
Zeitalter zurück. Im London von 1890 findet die Geschichte statt und es sei vorweg
gesagt: sie atmet ganz den Stil und die Atmosphäre von Spannungs- und Gruselromanen jener
Epoche.
Gleich zum Einstieg erlebt die 17-jährige Madison einen ihrer schlimmen Anfälle, bei
denen sie in eine andere Welt entführt und Augenzeugin entsetzlicher Mordtaten wird. Sie
selbst nennt diese Visionen Die Augen des Bösen und sie erkennt dabei die
Opfer, nie jedoch den oder die Täter. Die Anfälle überkommen sie seit jenem tragischen
Unfall vor zweieinhalb Jahren, bei dem ihre Eltern umkamen und den auch sie nur knapp
überlebte.
Seither muss sie im vornehmen Stadthaus der Winslows leben, bei einem Onkel, der selten
daheim ist, und einer arroganten Tante, die Madison ebenso triezt wie deren abscheuliche
Zwillingstöchter Alisha und Cora. Besserung scheint es ausgerechnet dadurch zu geben,
dass die Pflegefamilie sie zur Ausheilung ihrer Wahnvorstellungen in die Nervenheilanstalt
Bedlam abschiebt. Als sie von dort entlassen wird, steht ihr von nun an die von der Tante
angeheuerte Gesellschafterin Leona zur Seite und die beiden werden schnell enge Vertraute.
Das eigentliche Abenteuer aber setzt damit erst ein, denn es stellt sich nicht nur heraus,
dass Madisons Visionen die von tatsächlich geschehenen Mordfällen waren dunkle
Kreise oder gar der Mörder selbst wollen ihre Gabe nutzen. Stattdessen jedoch schließen
sich die beiden jungen Frauen mit Blake Scarboro zusammen, einem ehemaligen Detektiv von
Scotland Yard mit einigen seltsamen Helfern.
Längst hat der Roman bis dahin eine hohe Sogwirkung entfaltet und sämtliche Charaktere
sind nicht nur hervorragend gezeichnet, sie bieten auch immer wieder spannende
Überraschungen, allen voran die überaus clevere Leona mit ihren Geheimnissen.
Das Alles lebt aber ebenso von der historischen Kulisse, in deren Stimmung der Autor den
Leser versetzt, wenn er hier ganz und gar viktorianisch erzählt und auf eine
wohltuend altmodische Weise fesselt. Die Geschichte ist ausgesprochen komplex und
anspruchsvoll und das Finale lässt erfreulicherweise sogar die Möglichkeit einer
Fortsetzung offen. Fazit: feinste Unterhaltungslektüre nicht nur für junge Leser ab etwa
13.
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