PHILIPPE COUPÉRIE-EIFFEL: „EIFFEL ÜBER EIFFEL“


Zur Pariser Weltausstellung von 1889 errichtete Gustave Eiffel (1832-1923) den nach ihm benannten Turm. Zum 125. Geburtstag dieses wohl berühmtesten Wahrzeichens der Welt hat sein Ururenkel Philippe Coupérie-Eiffel einen großartigen Bildband vorgelegt. „Eiffel über Eiffel“ lautet der Titel dieses Werkes, das sowohl Biographie wie auch Geschichte großer Ingenieurskunst ist.
In die Entdeckungsreise in ein grandioses Lebenswerk flossen auch Auszüge aus bisher unveröffentlichtem Archivmaterial ein, insbesondere aber solche aus der vierteiligen Autobiographie, die das Genie in seinem letzten Lebensjahr verfasste. So beginnt der Autor denn auch mit Familiärem, wo man aus Kindheit und Jugend erfährt, aber auch, dass die Vorfahren aus Deutschland kamen und Gustave Eiffel erst 1880 seinen Familiennamen „Bönickhausen genannt Eiffel“ (weil sie aus der Eifel kamen!) offiziell auf Eiffel reduzierte.
Die Pariser Weltausstellung von 1855 als besonderer Impuls, die frühen Arbeiten als Ingenieur für Eisenbahnbrücken und ab 1863 dann als selbständiger Unternehmer die weltweiten Projekte, die ihm den Ehrennamen „der Eisenzauberer“ einbrachten. Ob die berühmte Maria Pia-Brücke bei Porto, der elegante Garabit-Viadukt in der Auvergne, der Budapester Bahnhof, das imposante Postgebäude von Saigon oder das Innengerüst der New Yorker Freiheitsstatue – schier endlos scheint die Reihe markanter Projekte, in der selbst Kirchenbauten nicht fehlten.
Doch es waren nicht nur die herausragenden Konstruktionen selbst, die seinen Erfolg und seinen Ruhm begründeten. Eiffel war ein Pionier für die Anwendung automatisierter Arbeitsweisen und vorgefertigter Bauteile, was Kosten und Montagezeiten erheblich reduzierte.
Natürlich war der gegen heftige Widerstände durchgesetzte Bau des „Tour de 300 Métres“ für die Weltausstellung von 1889 dann jener auf immer mit seinem Konstrukteur verbundene Geniestreich. „Die französische Flagge besitzt als einzige eine 300 Meter hohe Fahnenstange“, stellte er beim Hissen der Tricolore am 31. März 1889 fest und der sofortige Riesenerfolg beim Publikum widerlegte alle Kritiker.
Seine Neider triumphierten jedoch, als Eiffel 1892 unverschuldet in den Skandal um den Bau des Panama-Kanals hineingezogen und sein Ruf schwer beschädigt wurde. Das Buch offenbart hier einerseits die umfangreichen Fakten zu seiner Entlastung, aber auch die Hinwendung zur Wissenschaft, wo er ab 1894 ebenfalls Spektakuläres zustande brachte. Allgemein weniger bekannt, legte Eiffel unter anderem die Fundamente für die Meteorologie und die Aerodynamik, womit er maßgebliche Pionierarbeit für die Luftfahrt leistete.
Das besonders Faszinierende an dieser Hommage sind jedoch die Fotos, Skizzen und sonstigen Abbildungen, die spannende Einblicke in Konstruktionen, verschiedenste Bauphasen und Arbeitsprozesse gewähren. Fazit: eine brillante Bildband-Biographie zu einem der größten Baumeister aller Zeiten.

 

# Philippe Coupérie-Eiffel: Eiffel über Eiffel (aus dem Französischen von Stefanie Kuballa-Cottone); 175 Seiten, über 200 Abb., Großformat; Edition Olms, Zürich;
€ 49,95

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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