TOM SHONE: MARTIN SCORCESE
In diesem November feierte mit Martin Scorcese einer der größten und einflussreichsten
Regisseure der letzten 50 Jahren seinen 72. Geburtstag. Obwohl der kleine Filmmagier mit
dem großen Charisma schon vor Jahren von seinem Ruhestand sprach, wurde gerade erst sein
jüngster Streifen The Wolf of Wall Street mit Leonardo di Caprio zu einem
Riesenerfolg.
Unter dem Titel Martin Scorcese Sein Leben, seine Filme legte jetzt der
renommierte US-Filmkritiker Tom Shone eine Art Film-Biographie des Meisters vor, die von
den frühen Jahren in denen der Enkel italienischer Einwanderer ständig in den
Kinos war bis zum aktuellen Streifen und seinen ebenfalls gerühmten
Dokumentarfilmen reicht. Mit 15 war ich im Priesterseminar, gibt er selbst zu,
seine Liebe zu den Filmen war jedoch zum Glück mächtiger.
Trotz zahlreicher Interviews mit dem Meister erfährt man wenig von seinem Privatleben,
das er gern im Verborgenen hält. So geht Shone in der chronologischen Reihenfolge der
über 20 Filmklassiker vor, die Scorcese schuf. Hier erfährt man wesentliche Aspekte
über die Arbeitsweise des leidenschaftlichen Filmemachers. Wie er seine Drehbücher
findet, wie er die Rollen besetzt und am Set arbeitet, eröffnet sich mit vielen
Hintergrundinformationen.
Er ebnete unbekannten Schauspielern wie Harvey Keitel und insbesondere Robert de Niro den
Weg zu Starruhm und drehte Werke von bleibendem, prägendem Wert wie Taxi
Driver, Wie ein wilder Stier oder Die Farbe des Geldes. Als
nach Der Pate die Mafia-Filme als erledigt galten, legte er noch einen drauf
und setzte mit GoodFellas sogar neue Maßstäbe für das Genre.
Dass eine solch langjährige Karriere auch ihre Tiefen hatte, liegt nahe, zugleich
schaffte der Oscar-Preisträger einige gerade sensationelle Schwenks wie zum Beispiel zu
dem Dalai-Lama-Film Kundun. Doch auch als Produzent und Drehbuchautor war er
erfolgreich, seine immer wieder faszinierende Arbeit als Dokumentarfilmer man denke
an den großen Musikfilm The last Waltz - wird hier allerdings leider nur
gestreift.
Einschließlich der großartigen Fülle des zum Teil bisher unveröffentlichten
Bildmaterials ist diese opulente Hommage an einen der Größten der Filmbranche gleichwohl
eine Fundgrube an Informationen und Blicken hinter die Kulissen und ein Muss für jeden
Filmfreund. Und eine unentrinnbare Verlockung, sich den ein oder anderen nicht mehr ganz
präsenten Film unbedingt noch einmal anzusehen, ist das Buch ohnehin.
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# Tom Shone: Martin Scorcese Sein Leben, seine Filme (aus dem
Amerikanischen vonKirsten Borchardt und Peter Friedrich); 288 Seiten, ca 250 Abb.,
Großformat; Knesebeck Verlag, München; 49,95
WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)
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