de CASTRO/NOACK: MYANMAR
DAS GOLDENE LAND
Myanmar - fremder ist uns wohl kaum ein Land und das um so mehr, als sich dieser große
asiatische Staat während seiner gut 50 Jahre währenden Militärdiktatur noch mehr als
sonst abschottete. Um so faszinierender ist die Entdeckungsreise in diese fremde Welt, zu
der nun die umfangreiche, im Oktober eröffnete Ausstellung im Linden-Museum Stuttgart mit
dem Titel Myanmar Das Goldene Land einlädt.
Einen Eindruck und Anreiz bietet dazu der opulente Katalog, den der Myanmar-Experte Georg
Noack und die Museumsleiterin Inés de Castro herausgegeben haben. Erzählt wird darin von
einem Kapitel weitgehend unbekannter Kulturgeschichte in diesem Land, das aus früheren
Kolonialzeiten noch als Burma oder Birma in den Büchern steht. Und das exquisit
aufgemachte Buch gibt vertiefende Auskünfte zu sämtlichen Ausstellungsthemen und
darüber hinaus.
Rund 200 ausgewählte Original-Exponate aus den besten internationalen Sammlungen aber
auch aus Filmen und Musik samt zahlreichen Aktionen und Vorführungen geben ein lebendiges
Bild der myanmarischen Gesellschaft. Kunst, Kultur und die allgegenwärtige Religion in
diesem buddhistisch geprägten Land stehen in außerordentlicher Verquickung zueinander.
Deshalb haben wir die Ausstellung auch in die unterschiedlichen Ausdrucksformen der
Religion eingeteilt, betont Kurator Noack dazu.
In faszinierender Weise korrespondieren dabei Körperkultur und Schönheitsideale mit
moralischen Ansichten. Nicht weniger intensiv ist die Ausprägung der Kunstwerke, wo
Thron, Buddha-Figuren aus etlichen Jahrhunderten aber auch Prachthandschriften,
Seidengewänder und viele andere Objekte ihren unmittelbaren Bezug mit der Religion und
den nahezu allgegenwärtigen buddhistischen Klöstern haben. Zu den prachtvollsten hier
präsentierten Kunstwerken zählen deshalb wie selbstverständlich erhaben schöne goldene
Statuen, die weit überwiegend Buddha zeigen.
Um so überraschender erfährt man daneben von der erstaunlichen Bedeutung der Astrologie
wie auch der 37 als launisch geltenden Nat-Geister offenbar gibt es keine Kollision
zwischen buddhistischer Religiosität und dem Glauben an übersinnliche Kräfte. So
erweist sich das größte Kapitel des Kataloges unter der Überschrift Die Künste
im Dienst des Buddhismus als herausragend innerhalb dieses exzellent gemachten
Führers in eine wahrlich fremdartige Welt.
Die abschließende Empfehlung kann deshalb nur lauten: sich von diesem Katalog unbedingt
in die Ausstellung locken lassen, die noch bis zum 17. Mai geöffnet ist.
|