THORSTEN WORTMANN: CHRISTOPH
WALTZ DIE BIOGRAFIE
Christoph Waltz, der Schauspieler mit den deutschen Wurzeln und dem Wiener Schmäh seiner
Geburtsheimat, hat nach langer Karriere in Film, Fernsehen und auf der Bühne mit 53
Jahren den ganz großen internationalen Durchbruch geschafft. Dem Oscar für seine Rolle
als SS-Offizier Landa in Inglourious Basterds folgte zwei Jahre später sogar
der zweite für seinen Part als Kopfgeldjäger Dr. King Schultz in Django
Unchained.
Doch der charmante Schauspieler mit der großen Wandlungsfähigkeit gilt als schwieriger
Interviewpartner und macht gänzlich zu, wenn es um sein Privatleben geht. Um so erfreuter
wurde die Nachricht von der ersten deutschsprachigen Biografie aufgenommen, die Thorsten
Wortmann unter dem schlichten Titel Christoph Waltz jetzt herausgebracht hat.
Die Verlagsankündigung erklärt, dass der Autor den Weg des Ausnahmetalents detailliert
von seinen Anfängen bis zu seinem Siegeszug in Hollywood nachzeichne.
Genau das tut Wortmann durchaus mit viel Fleiß, doch es sei vorweg gesagt: der Begriff
Biografie ist für dieses Büchlein schlichtweg als hochtrabend zu bezeichnen. Man
erfährt zwar eine Menge über Waltz' Karriereschritte und dass der Spross einer eng mit
der Schauspielerei verbundenen Familie in jungen Jahren all des häuslichen Geredes über
das Theater so überdrüssig war, dass er lieber Astronaut oder Arzt werden wollte.
Privates aber bleibt Mangelware, zudem gibt der Biograf selbst zu, nie ein
Wort mit Waltz gewechselt zu haben.
Entsprechend dürftig fallen die Einblicke in das Privatleben aus, wo nicht einmal der
Name der jüngsten Tochter aus der zweiten Ehe des Stars genannt werden kann. Wortmann
versucht Einschätzungen und Mutmaßungen über Waltz' Charakter und Ziele und nimmt immer
wieder Zuflucht zu Waltz-Zitaten aus Interviews anderer Leute und auch ansonsten bleibt
diesbezüglich sehr vieles im Ungefähren.
Und der Autor entlarvt die Oberflächlichkeit und die biografische Seriosität des Buchs
spätestens im Quellenanhang. Da hat er umfänglich im Internet gefischt und dabei
Auftritte der sogenannten Yellow Press ebenso ausgewertet wie solche netten Websites wie
zum Beispiel www.klatsch-tratsch.de. Wenn dann bei den Printmedien auch solch hehre Diener
tiefschürfender Wahrheitsfindung wie die Bild am Sonntag dabei sind, wird es
offensichtlich: alles wurde fleißig zusammengesucht und man erhält einen bunten Salat
aus vielen Interview-Versatzstücken sowie die gesammelten allgemein zugänglichen
Karrieredaten des Künstlers.
Fazit: den meisten Waltz-Fans wird das vermutlich reichen, nur eine Biografie im
eigentlichen Sinne liegt mit diesem Buch wirklich nicht vor.
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