ERNST PAUL DÖRFLER: "LIEBESLUST UND EHEFRUST DER VÖGEL"

"Liebeslsut und Ehefrust der Vögel", das hört sich witzig bis satirisch an und so liest es sich zwar auch auf niveauvolle Weise, aber - die Ausführungen und teils sehr neuen Erkenntnisse sind ganz und gar ernst zu nehmen. Immerhin ist der Autor Ernst Paul Dörfler Naturwissenschaftzler und unter anderem Träger des EuroNatur-Preises 2010.

In seinem mittlerweile dritten Buch zum Thema Vögel geht er auf die vielfältigen und häufig verblüffenden Beziehungsgefüge und Partnerschaftsmodelle in der Vogelwelt ein. Gerade die erzählerische Vermenschlichung der Schilderungen mnacht diese so anschaulich und leicht verständlich. Immerhin praktizieren danach 90 Prozent aller Vogelarten die Monogamie, allerdings weist Dörfler auf einen wichtigen Umstand hin: diese Zweierpartnerschaft ist in den meisten Fällen keine sexuelle sondern nur eine soziale.

Eine fest Beziehung mit vielen Seitensprüngen könnte man es salopp nennen und für dieses Verhalten spreche die Vernunft der Natur. Die Arterhaltung gelingt um so besser, je mehr genetische Vielfalt durch eine Mehrzahl von Partner geschaffen wird. Die Männchen ihrerseits können mit mehreren Partnerinnen natürlich auch mehr Nachkommen zeugen. Festgestellt wurde außerdem, dass Temperaturschwankungen das "Fremdgehen" noch beflügelt. Ob dieses übrigens auch mit höherem Lustgewinn zu tun hat, ist eine eher menschliche als wissenschaftliche Betrachtungsweise oder Fragestellung.

Besonders spannend lesen sich selbstredend die Ausnahmen und einige spektakuläre Fälle wie zum Beispiel der der Mauersegler: diese Superflieger erledigen selbst die Paarung im Fluge und gehören zugleich wie Eulen, Adler und Schwäne zu den treuesten Paaren überhaupt. Anders als die Nandus, wo der Hahn bis zu zehn Hennen um sich schart, dann aber Außergewöhnliches tut: er brütet die reiche Eierflut selbst aus und gefällt sich als alleinerziehender Vater.

Bei den etwa zehn Prozent der Arten, die generell nichts von festen Beziehungen halten, gibt es große Unterschiede. Doch wirklich überraschend dürfte selbst für manchen Vogelliebhaber das gar nicht so seltene Modell der homosexuellen Beziehung sein, das weiter verbreitet ist als von der Fachwelt lange angenommen. Und begleitet von den kauzig menschelnden Zeichnungen von Rainer Schade führt der Öko-Experte immer wieder auch Beispiele an, die sich irgendwie ziemlich menschlich anhören und deshalb besonders schmunzeln lassen. So dämpft zu viel verdächtige Brut im Nest das Meisenmännchen in der Erledigung seiner Vaterpflichten und ein Schwalberich lässt ganz schön nach in seiner Attraktivität, sobald er eine Gattin an seiner Seite hat.

Fazit: nicht nur Vogelfreunde finden in diesem wunderbar leichtfüßig verfassten und dennoch populärwissenschaftlich seriösen Sachbuch ein großes Lesevergnügen.

 

# Ernst Paul Dörfler: Liebeslust und Ehefrust der Vögel; 168 Seiten, ill.; Saxophon Verlag, Dresden; 14,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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