JAMES GREENBERG: "ROMAN POLANSKI"

Im August dieses Jahres wurde er 80 Jahre alt und in diesem Monat kommt sein mittlerweile 20. Spielfilm in die Kinos: Roman Polanski ist einer der größten Filmschaffenden überhaupt und sein nächstes großes Werk bereits in Vorbereitung.

Anlass genug für den US-Filmkritiker James Greenberg für eine opulente Hommage an den als Rajmund Roman Liebling 1933 in Paris als Sohn jüdisch-polnischer Eltern Geborenen. "Roman Polanski. Seine Filme, sein Leben" lautet der Titel des Bildbandes. Sein Leben war bisher wie ein Roman voller Höhen und Tiefen und geprägt von viel Dramatik. Von den Eltern in den Schrecken des Holocaust getrennt und selbst nur unter klaustrophobischen Verhältnissen überlebt, später die Ermordung seiner Ehefrau Sharon Tate und noch später sein eigener Sündenfall von Sex mit einer 13-Jährigen und der Flucht vor der Haft aus den USA.

Greenberg aber hat keine Biographie im eigentlichen Sinne verfasst, sondern stellt das Filmschaffen in den Mittelpunkt. Das begann bereits mit ersten Kinderrollen und Polanskis Einstieg geschah als Schauspieler, wozu eine Reihe alter Fotos aus Polanskis Privatarchiv gezeigt wird. Dieses filmische Leben des kleinwüchsigen Perfektionisten schildert der Autor nun entlang der wichtigsten Filme von "Messer im Wasser" und "Ekel" über das Meisterwerk "Chinatown" bis zum letzten Kinoerfolg "Der Gott des Gemetzels".

Immer wieder kommt die Rede auf Polanskis Virtuosität der Abgründigkeit, sei es in den verschwimmenden Grenzen von Realität und Wahn wie in "Rosemary's Baby" oder dem kecken Spiel mit dem Grusel wie bei "Tanz der Vampire". Für den er auch das Drehbuch schrieb und gemeinsam mit Sharon Tate vor der Kamera stand. Um so größer seine Enttäuschung, dass der Film zwar in Europa zum Kult wurde, in den USA jedoch floppte, weil ihn die Produktion in der dortigen Fassung regelrecht verstümmelt hatte. Übrigens hat selbst diese Komödie wie auch seine sonstigen Filme kein Happy-End.

Für seinen besten Film hält er wie auch die Kritik "Der Pianist", der 2003 drei Oscars gewann. Kein Wunder, hat er in dieser authentischen Geschichte aus dem Warschauer Ghetto doch seine eigenen Kindheitserinnerungen verarbeiten können. Fesselnd aber lesen sich auch die Passagen, bei denen Greenberg mit am Set war und den quirligen Meister bei der Arbeit beobachten und unmittelbar zu seinem Schaffen befragen konnte.

Im Vorwort bedauert Polanski übrigens, dass er nicht mehr Filme gedreht hat. Immerhin kommt jetzt "Venus im Pelz" in die Kinos, sein dritter Film mit Ehefrau Emmanuelle Seigner, und als nächstes Projekt arbeitet der noch immer jungenhaft wirkende Regisseur an seiner Version der Dreyfus-Affäre. Da darf man sich als Film-Fan abschließend nicht nur über die ausführliche Filmographie im Anhang freuen sondern auch über Greenbergs Schlusssatz: "Auch mit 80 Jahren hat Polanski seinen Appetit noch nicht verloren."

 

 

# James Greenberg: Roman Polanski. Seine Filme, sein Leben (aus dem Amerikanischen von Petra Kirchmann, Dörte Fuchs und Jutta Orth); 288 Seiten, 250 Abb., Großformat; Knesebeck Verlag, München; € 39,95

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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