LAURA AMY SCHLITZ:"CLARA UND DIE MAGIE DES PUPPENMEISTERS"

Mitten hinein ins viktorianische London führt der Roman "Clara und die Magie des Puppenmeisters" von Laura Amy Schlitz. Eines sei gleich vorweg gesagt: die amerikanische Erfolgsautorin hat so intensiv recherchiert, dass ihr ein absolut authentisches Bild jener Zeit gelungen ist.

Eingangs lernt man Cassandra kennen, eine alternde Hexe, deren Macht auf dem Phönixstein beruhte, der nun jedoch immer mehr zur Bedrohung für seine Besitzerin wird. Im Mittelpunkt aber steht Clara, die an diesem 6. November 1860 - übrigens auch Cassandras Geburtstag - zwölf Jahre alt wird. Sie lebt im vornehmen Haus ihres Vaters Dr. Wintermute, wohlbehütet aber sehr einsam. Das hat auch mit ihren vier Geschwistern zu tun, die allesamt an Cholera starben, und von ihrem Zwillingsbruder weiß sie insgeheim, dass ihr Vater viel lieber ihn als Clara am Leben behalten hätte.

Nun zum Geburtstag aber konnte sie einen besonderen Wunsch durchsetzen: dass Grisinis Marionettentheater ins Haus kommt und eine Vorstellung gibt. Mit Meister Gaspare Grisini kommen auch seine Gehilfen Lizzie Rose und Parsefall Hooke, beide zwölf Jahre alt und von dem ansonsten eher unsympathisch wirkenden Meister vor dem zu jenen Zeiten besonders üblen Schicksal als Waisenkinder bewahrt.

Das großartige Puppenspiel mit den so lebensechten Marionetten fasziniert Clara, nachts allerdings kehrt Grisini zurück´und dann ist Clara verschwunden. Natürlich wird die Polizei gerufen, doch der Magier ist längst untergetaucht und seine Gehilfen fliehen vorsichtshalber ebenfalls. Von nun an müssen sie sich selbst mit dem Puppentheater durchschlagen und dabei finden sie Clara - von Grisini in eine Marionette verwandelt, die Parsefall mit den anderen tanzen lässt.

Noch aber scheint Clara nicht endgültig verloren, denn Lizzie findet einen aufschlussreichen Brief an den Magier mit geheimnisvollen Plänen. So machen sich Lizzie und Parsefall auf zu Strachan's Ghyll, einer mysteriösen alten Villa, in der die bereits erwähnte Hexe Cassandra haust. Auch deren alter Bekannter Grisini ist zugegen und gemeinsam haben sie etwas vor wegen des bedrohlichen feurigen Phönixsteins, wobei die Kinder eine spezielle Rolle übernehmen sollen. Mehr sei nicht verraten von all den dunklen Geheimnissen, die das Geschehen ebenso packend wie gruselig werden lassen.

Diese Mischung aus vielen Charles Dickens-Elementen und etwas Fantasy lebt von seiner bildhaften klaren Sprache, die dabei ebenso realistisch wirkt wie das übrige Zeit- und Lokalkolorit. Die Charaktere sind anspruchsvoll und überzeugend und ein wenig Humor rundet das Ganze ab zu einem großartigen Lesevergnügen nicht nur für junge Leser ab etwa zwölf Jahre.

 

# Laura Amy Schlitz: Clara und die Magie des Puppenmeisters (aus dem Amerikanischen von Eva Plorin); 512 Seiten; Thienemann Verlag, Stuttgart; € 14,95

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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