INES de CASTRO: "INKA - KÖNIGE DER ANDEN"

Das Reich der Inka war das größte jemals auf amerikanischem Boden existierende und es erstreckte sich in seiner Blütezeit fast 5000 Kilometer entlang der Anden mit Cusco als seinem Machtzentrum. Die legendäre spätmittelalterliche Hochkultur ist ebenso faszinierend wie auch rätselhaft.

Mit "Inka - Könige der Anden" gibt es jetzt europaweit die erste Gesamtausstellung zu dem Imperium um Linden-Museum/Staatliches Museum für Völkerkunde, Stuttgart, unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Joachim Gauck. Bis zum 16. März 2014 ist diese Schau über die gesamte Geschichte von den Anfängen im 11. Jahrhundert bis in die Kolonialzeit zu sehen. Danach gehen die hunderte von Exponate, die teils noch nie öffentlich gezeigt wurden und aus etlichen großen Museen wie auch von von privaten Leihgebern aus aller Welt kommen, vom 11. April bis 23. November 2014 in den Lokschuppen Rosenheim.

Herausgeberin des zur Eröffnung erschienenen Katalogs ist Professor Inés de Castro, Leiterin des Linden-Museums. In dem opulenten Werk begibt sie sich auf die Spuren der vorspanischen Inka-Kultur und präsentiert das geheimnisvolle Reich, dessen viele Rätsel auch darin begründet liegen, dass es keine Schriftsprache gab. Aus den mündlichen Überlieferungen entstanden erst nach dem Niedergang des Imperiums durch die spanischen Konquistadoren unter Pizarro erste Niederschriften.

Gleichwohl zeigt die Ausstellung die hohe Entwicklung und Effizienz dieses Volkes, zu dem 200 ethnische Gruppen gehörten, sei es in der staatlichen Struktur, sei es in der wirtschaftlichen Organisation samt großer Speicherstätten und einem Straßensystem, das größer als das römische war. Im Mittelpunkt steht dabei die imperiale Phase mit großen Herrschern wie Pachacutec Inca Yupanqui und Tupac Inca Yupanqui, denen für die Bildung des Risenreiches innerhalb von nur 80 Jahren die Bedeutung eines Alexanders oder eines Cäsar zukommt.

Ihre Geschichte stellt sich ähnlich faszinierend dar wie die kulturelle Hinterlassenschaft. Hier finden sich dank der Habgier der Eroberer leider nur wenige Überreste der legendären Goldschätze, stattdessen begeistern hier nun die prachtvollen farbstarken Textilien aber auch die bis heute rätselhaften Knotenschnüren und zahlreiche andere Exponate bis hin zu feinen Keramiken. Abgebildet ist außerdem der nachgebildete Sonnentempel der Hauptstadt Cusco, der in der Ausstellung sogar begehbar ist.

Fazit: eine großartige Darstellung des Inka-Imperiums, seiner Geschichte und Kultur, die nur durch eines überboten werden kann - den persönlichen Besuch.

 

# Inés de Castro: Inka - Könige der Anden; 348 Seiten, 500 farbige Abb., Mittelformat; Verlag Philipp von Zabern, Mainz/Darmstadt; € 29,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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