ANDREAS PRÖVE: "ABENTEUER MEKONG"

Wer Andreas Pröve einen Extremisten nennt, würde von dem 56-Jährigen wohl ein bejahendes Grinsen ernten. In der Tat macht der Fotojournalist Reisen, deren Strapazen den meisten Normalbürgern einfach zu viel wären, Pröve jedoch unternimmt sie - mit dem Rollstuhl!

Mit 23 Jahren erlitt der gelernte Tischler durch einen Motorradunfall eine Querschnittslähmung. Dennoch unternahm er bereits drei Jahre später die erste seiner anstrengenden Reisen nach Indien, wo er, wenn nötig, auch auf Bahnhofsbänken nächtigte. Auf einer späteren Reise dorthin lernte er 1998 auch den Fotografen Magender Chhikara kennen, der ihn seither immer wieder begleitet. Daheim finanziert sich Pröve mit Vorträgen und Büchern über seine Reisen.

2010 aber war endlich auch politisch der Weg frei für das bisher ehrgeizigste und extremste Wagnis und darüber liegt jetzt sein jüngstes Reisebuch unter dem Titel "Abenteuer Mekong" vor. Welch ein irres Unternehmen er dabei anging, deutet der Untertitel an: "5700 Kilometer von Vietnam bis ins Hochland von Tibet". Im Dezember 2010 startete er in Hoh-Chi-Minh-Stadt, dem früheren Saigon, wo der gewaltige Mekong an acht mächtigen Armen ins Südchinesische Meer fließt.

Von dort aus ging es für den als "Globetrotter des Jahres 1995" und vieles mehr ausgezeichneten Rollstuhlfahrer über die kambodschanische Metropole Pnom-Penh zu den geheimnisumwobenen Tempelanlagen von Angkor Wat und weiter nach Laos. Lebendig und humorvoll erzählt Pröve, wie er immer wieder als Exot von Menschen umringt wurde. Mit seiner Behinderung stieß er hier, wo es aus Zeiten des Vietnam-Krieges noch viele Kriegsversehrte gibt, stets auf Verständnis und Hilfsbereitschaft.

So wundervoll die Menschen waren, denen er begegnete, so wunderschön sind die einzigartigen Landschaften entlang der "Mutter aller Wasser" und man hätte sich noch mehr als hier aufgeführten Bilder davon gewünscht. Spannend schildert Pröve schließlich die letzte und strapaziöseste Etappe seiner monatelangen Reise, die zur Quelle des Mekong im Hochland von Tibet führte. Hier wurde es so krass und unwegsam mit steilen Anhöhen, dass er Pferde und Träger einspannen musste und schließlich mit seinem Rollstuhl wie mit einer Sänfte ans Ziel getragen werden musste. Am Ende stand "ein schwer zu beschreibendes inneres Glücksgefühl".

Fazit: ein außergewöhnliches Reisebuch eines ebensolchen Mannes und man kann nach dieser fesselnden Lektüre nur rätseln - ob er nun wohl etwas noch Extremeres angehen wird und was das sein könnte.

# Andreas Pröve: Abenteuer Mekong. 5700 Kilometer von Vietnam bis ins Hochland von Tibet; 302 Seiten, div. Abb.; Malik Verlag, München; € 22,99

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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