MANFRED DEIX: "DER HEILIGE DEIX"

Wenn ein Buch mit dem Titel "Der heilige Deix" überschrieben ist und vom berühmt-berüchtigten Karikaturisten Manfred Deix verfasst wurde, dann werden gewisse Kirchenkreise wohl wieder vor Wut schäumen über so viel Unheiliges zwischen zwei Buchdeckeln.

In der Tat hat der österreichische Meister der bitterbösen Zeichnungen sich diesen Sammelband nach eigenem Eingeständnis als Schnellschuss zu Ostern ausgedacht, als er vom Rücktritt von Papst Benedikt XVI. erfuhr. DFas Ganze ist also quasi tagesaktuell und nur "der Neue" fehlt. Der Ruheständler aber wird unter anderem beim Genießen der neuen Freiheiten gezeigt, wie er sich mit dem Bischofsstab als Angel beim Fischefangen versucht. Übrigens "oben ohne".

Eingangs aber widmet sich Deix der Menschheitsfrage schlechthin, nämlich wie denn 'Gott wohl aussehe. Seine eigenen Vorstellungen sind da schon recht abstrus, wirklich erschreckend jedoch ist nur der Jesus Haider. Dann aber zeigt Deix, was wirklich in der von ihm seit Kindheitstagen herzhaft geliebten römisch-katholischen Kirche steckt und das tut er wahrhaft ungeschönt. Ob Homosexualität unter Priestern oder mit deren Schäflein, ob Missbrauchsskandale oder Zölibat - nichts wird hier verschwiegen.

Geradezu niedlich erscheinen da die Kinderfreunde unter sich und das "Liebe deinen Nächsten" gilt natürlich auch unter Kollegen, wie die Galerie der verliebten Geistlichen demonstriert. Zuweilen wird es drastisch, wenn da zum Beispiel der emsige Hofprediger der 16-jährigen Ministrantin sehr diesseitig beibringt: "Dieser Trieb ist gottgegeben - lass ihn uns zu zweit ausleben." Da wirkt es schon harmlos, der Geistlichkeit unter die Soutane zu schauen und dabei sogar Benedikts weißbehosten Altmännerhintern zu sehen.

Bleiben die Vorstellungen einiger möglicher Päpste wie dem düsteren Aborigine "Uluru I." oder "Gregor dem Grantigen". Und hier begeht Deix eine kaum zu vergebende Sünde, als er sich zu der Vorstellung der ersten Heiligen Mutter Johanna Paula hinreißen lässt. Aber es wird den bereits sechs mal einschlägig gerichtlich verurteilten Satiriker wohl wenig stören. Nach eigener Interview-Aussage pflegt er schließlich ein sehr positives Verhältnis zur Kirche und ist ihr dankbar für all die Fehler, die sie macht.

Fazit: ein unverschämtes Satirevergnügen mit hinreißend zynischen Entlarvungen, für das Deix früher unweigerlich auf dem Scheiterhaufen hätte schmoren müssen.

 

# Manfred Deix: Der heilige Deix; 80 Seiten, farbig ill., Großformat; Ecowin Verlag, Salzburg; € 14,95

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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