JOHN GREEN: "DAS SCHICKSAL IST EIN MIESER VERRÄTER"

"Krebsbücher sind doof", stellt Hazel Grace gleich zu Beginn von John Greens neuem Jugendroman fest, obwohl genau der diesmal eine zentreale Rolle spielt. Womit der vielfach preisgekrönte US-Autor in seinem vierten Buch die Intensität seiner Themen noch einmal steigert und das mit souveräner Meisterschaft.

"Das Schicksal ist ein mieser Verräter" heißt der Titel und ähnlich knurrig-trotzig geht auch die 16-jährige Hazel mit ihrer Krankheit um. Sie hat Lungenkrebs im Stadium Stufe IV, unheilbar, und ein neues Medikament hilft derzeit lediglich, die Metastasen zu bremsen. Aus dem Schulbetrieb ist sie seit einiger Zeit raus, zumal sie ständig ein Beatmungsgerät mit sich herumtragen muss. Doch ihre Mutter drängt, dass sie nicht nur zu Hause herumhängen dürfe.

So geht sie mal wieder zum ungeliebten Treffen der Selbsthilfegruppe und tatsächlich führt das zu einem totalen Wandel in ihrem beschränkten Leben, denn dort lernt sie Augustus "Gus" Waters kennen, ein Jahr älter als sie. Der stört sich nicht nur nicht an ihren Schläuchen und der Sauerstoffflasche, er strahlt auch einen Optimismus und eine Lebensfreude aus, die Hazel sofort fasziniert. Dabei hat Gus nur noch ein Bein, das andere hat bereits der Knochenkrebs gefressen.

Die Krankheit ist aber nur der dunkle Hintergrund ihres Kennenlernens, viel wichtiger sind all die Gemeinsamkeiten im Fühlen und Denken, die sie nun entdecken. Wobei der Roman eines niederländischen Schriftstellers sie beide ungemein beschäftigt, so sehr, dass die beiden Teenager mit der gnadenlos absehbaren Lebenserwartung einen ganz großen Wunsch in die Tat umsetzen wollen: diesen van Houten wollen sie persönlich treffen und endlich Antworten auf einige Fragen bekommen.

Und sie reisen tatsächlich nach Amsterdam, zwei dem Tode Geweihte, aus deren Freundschaft längst Liebe geworden ist. Wie zu erwarten, kann diese Geschichte kein >Happyend haben und dennoch lebt sie von Hoffnung, von großen Gefühlen, ohne die Unausweichlichkieiten zu beschönigen oder um Mitleid zu heischen. Da philosophierend diese zwei über Leben und Sterben, da halten 17-Jährige Grabreden zu Leidensgenossen in dem Bewusstsein, selbst bald nicht mehr zu sein.

John Green gibt seiner Ich-Erzählerin Hazel wie auch den anderen, ebenso großartig gezeichneten Charakteren bei aller Behutsamkeit und allem Taktgefühl sogar eine Spur schwarzen Humor mit und es hat schon etwas beklemmend Ironisches, wenn sie Isaac aus der Selbsthilfegruppe irgendwie beneiden - ihm mussten beide Augen entfernt werden, aber er ist dadurch vermutlich krebsfrei. Doch mag der Tod auch allgegenwärtig sein in diesem meisterhaft klar geschriebenen Roman, so ist er dennoch nur ein prägender Begleitumstand.

"Das Schicksal ist ein mieser Verräter" ist ein Buch, das jugendliche wie erwachsene Leser alle Gefühle durchleben und kaum ein Auge trocken bleiben lässt. Zugleich bleibt es stets ungekünstelt und geht überraschend heiter und offen mit den dunklen Themen um. Green überbietet sich hier selbst mit einem Roman, der ungeheuer viel gibt und ein literarisches Juwel ist, das getrost zu den Unvergesslichen gezählt werden darf. Fazit: dieses Buch hat alle Qualitäten, um ein Klassiker zu werden.

 

# John Green: Das Schicksal ist ein mieser Verräter (aus dem Amerikanischen von Sophie Zeitz); 287 Seiten; Carl Hanser Verlag, München; € 16,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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