DIETMAR PIEPER/JOHANNES SALTZWEDEL Hrsg.): "DER DREIßIGJÄHRIGE KRIEG"

Der Dreißigjährige Krieg, der 1618 mit dem Fenstersturz zu Prag begann und erst mit dem Frieden von Münster und Osnabrück 1648 endete, war eines der verlustreichsten und barbarischsten kriegerischen Ringen der Menschheitsgeschichte. Worum aber ging es wirklich, wer waren die entscheidenden Mächte und Köpfe?

Die SPIEGEL-Journalisten Dietmar Pieper und Johannes Saltzwedel haben dazu jetzt einen hervorragend konzipierten Sammelband zum Einstieg in die schon vom Umfang her gewaltige Materie herausgegeben. 23 Autoren widmen sich in "Der dreißigjährige Krieg" mit 30 Sachbeiträgen sämtlichen Aspekten und der Untertitel gibt vor, was im Mittelpunkt steht: "Europa im Kampf um Glauben und Macht 1618 - 1648".

Es wird deutlich, dass es beim Einsetzen des Krieges tatsächlich um Glaubensfragen ging, denn der katholische Kaiser und der Papst versuchten nicht weniger, als den seit der Reformation vor allem in etlichen der deutschen Staaten sowie in Böhmen etablierten Protestantismus durch eine Gegenreformation zu beseitigen. Wie aus dem Konfessionskrieg schließlich immer mehr ein Krieg um Machtgefüge und Staatsbildungen wurde, erfährt man hier ebenso wie die politischen Ursachen und Kämpfe, die dahinter standen.

Doch dieses Buch beschränkt sich nicht auf die zentralen Fragen, es geht auch wichtigen anderen Aspekten wie auch weniger bekannten Ereignissen oder Fakten nach. So zum Beispiel zu den gravierenden Auswirkungen einer klimatischen Kälteperiode zu dieser Zeit mit der Folge von Hungersnöten oder von den Lebensumständen der Landsknechte, der militärischen Führungsstrukturen bis hin zu den "Harzer Schützen", einer zeitweise gefürchteten, erfolgreich gegen die Kaiserlichen agierende Partisanengruppe.

Natürlich kommen markante Köpfe wie Wallenstein, Tilly und Schwedens König Gustav Adolf als Retter des Protestantismus in Deutschland nicht zu kurz. Aber auch das Leiden der Menschen, sei es im größten Massaker des Krieges in Magdeburg, sei es gemäß Aufzeichnungen einfacher Leute unter der bezeichnenden Überschrift "Gejagt wie das Wild in den Wäldern" wird dargestellt.

Damit bietet dieses Buch eine Art Übersicht über den gesamten Krieg, die Interesse für das umfangreiche und äußerst vielgestaltige Geschehen und seiner Akteure wie der sonstigen Beteiligten weckt und Anreiz gibt, sich im Einzelnen zum tieferen Verständnis entsprechenden wissenschaftlichen Werken zuzuwenden.

 

# Dietmar Pieper/Johannes Saltzwedel (Hrsg.): Der Dreißigjährige Krieg. Europa im Kampf um Glauben und Macht 1618 - 1648; 283 Seiten, div. Abb.; Deutsche Verlagsanstalt, München; € 19,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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