PAUL CELAN: "MOHN UND GEDÄCHTNIS"

1952 wurde einer der berühmtesten Gedichtbände deutscher Sprache veröffentlicht: Paul Celans "Mohn und Gedächtnis". Zum 60. Jahrestag gibt es diesen prägenden Band in einer dem Original mit dem schwarzen Leineneinband nachempfundenen bibliophilen Neuausgabe wieder.

Paul Celan (1920-1970) wurde als Paul Antschel als Sohn deutschsprachiger Juden in der rumänischen Bukowina geboren. Seine Eltern wurden 1942 deportiert und ermordet - ein Trauma, das sich bei dem Lyriker tief niederschlug und sein Schaffen im Pariser Exil maßgeblich durchdrang. Schon 1948 in seiner ersten, bald wieder verworfenen Gedichtsammlung "Der Sand in den Urnen" fand sich jene "Todesfuge", das wohl bedeutendste deutsche Gedicht des 20. Jahrhunderts.

1952 bildete dieses monolithische Gedicht den zweiten Teil von "Mohn und Gedächtnis" und seine Zeile "der Tod ist ein Meister aus Deutschland" ging als düsteres Motto in die dichterische Auseinandersetzung mit der Shoa ein. Ebenso in den allgemeinen Zitatenschatz Eingang fand jene verstörende Metapher von der "schwarzen Milch der Frühe", wie ohnehin Celans magisch assoziative Sprache voller dunkel raunender Bilder ist, die nur schwer zu fassen und doch von unvergleichlicher, wenngleich schmerzlicher Schönheit sind.

Doch der von der literarischen Öffentlichkeit seinerzeit mit Begeisterung aufgenommene Gedichtband widmet sich neben dem Tod gleichermaßen Celans zweitem zentralen Thema, der Liebe. Und da sind etliche Gedichte an die Kollegin Ingeborg Bachmann gerichtet, mit der ihn Ende der 40er Jahre und Anfang der 50er Jahren ein Liebesverhältnis verband. So wurde der Titel des Bandes aus dem an sie gerichteten Gedicht "Corona" entnommen, wo es unter anderem heißt "wir lieben einander wie Mohn und Gedächtnis/wir schlafen wie Wein in den Muscheln/ wie das Meer im Blutstrahl des Mondes".

Dieser wie kaum ein anderer nachklingende Gedichtband wird in der vom damaligen Originalverlag herausgebrachten Neuauflage um die Publikationsgeschichte seines Entstehens und der Wirkung in den Jahren bis zu Celans Freitod im April 1970 bereichert, die Jan Bürger vom Deutschen Literaturarchiv, Marbach, beisteuert.

# Paul Celan: Mohn und Gedächntnis. Gedichte; 104 Seiten; Deutsche Verlagsanstalt, München; € 19,99

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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