JOHN CONNOLLY: "DAS PORTAL DER DÄMONEN"

Wenn man die physikalische Theorie der Einstein-Rosen-Brücke mit Halloween verknüpft, die erfolgreiche Teufelsbeschwörung von Hobby-Satanisten hinzufügt und dem Ganzen den Titel "Das Portal der Dämonen" aufsetzt, kann das mehr als der soundsovielte Aufguss eines Allerwelts-Fantasyromans sein?!

Und ob, wie der irische Thrillerautor John Connolly mit seinem neuesten Werk beweist, das laut Originalverlag für Heranwachsende geschrieben ist, tatsächlich aber eine solch geistreiche und abgründig witzige Geschichte voller Ironie und satirischer Seitenhiebe präsentiert, dass sie Erwachsene vermutlich noch weit mehr begeistern wird als die anvisierte Zielgruppe.

Mit dem erst elfjährigen Samuel und seinem überaus tapferen Dackel Boswell steht zwar ein kindlicher Held im Mittelpunkt, dennoch gerät das Geschehen im Handumdrehen in eine so rasante Achterbahn, als hätte sich E.T. in die Hände von Monty Python - und eben einem Thrillerautor wie Connolly - begeben. Dieser Samuel lebt im englischen Städtchen Bittlecombe und kommt auf die seltsame Idee, bereits am 28. Oktober seine Halloween-Runde zu drehen.

Gleich beim ersten Versuch bei den Abernathys wird er rüde zurückgewiesen. Bevor er sich endlich enttäuscht davonmacht, wird er Augenzeuge, wie im Keller der unfreundlichen Nachbarn vier Leute den Teufel beschwören und sich wahrhaftig ein Portal zur Hölle auftut. Ob und was das mit einem physikalischen Versuch im Teilchenbeschleuniger CERN in der Schweiz zu tun haben könnte, stellt sich erst später heraus.

Samuel aber bekommt nun ein Riesenproblem, denn die garstige Mrs Abernathy hat sein Spionieren bemerkt und setzt nun alles daran, ihn zu beseitigen. Natürlich nicht persönlich, denn aus dem Tor zur Hölle trudeln jetzt als Wegbereiter für den "großen Verderber" die abstrusesten Damönen in die friedliche Stadt. Einige versuchen sofort, Samuel zu vernichten, haben aber offenbar keine rechte Ahnung von den realen Verhältnisse in den Menschenwelt. Und sie haben nicht mit der Cleverness des ziemlich altklugen Jungen gerechnet.

Die Ausgeburten der Höälle sorgen für einen aberwitzigen Zirkus, einer dieser Dämonen jedoch wird dabei zum hinreißenden Partner Samuels, denn Nurd, seines Zeichens "die Geißel der fünf Gottheiten", ist irgendwie missgeraten als Dämon, nämlich - viel zu unfies. Zugleich ist er derjenige, der mehr als alle Anderen für immer neues lautes Auflachen veranwortlich ist. Wenn er im geklauten Porsche von der Polizei geschnappt wird, wenn ein lappiger Würgedämon im Klo heruntergespült wird oder in der örtlichen Kirche der seit Jahrhunderten modernde Bischof Bernard der Böse wiederauferstehen will - all das ist nicht nur unglaublich spannend und sehr clever geschrieben, es ist auf zwerchfellerschütternde Weise auch gruselig und urkomisch.

Okkultes und Triviales, Herziges und Skurriles sowie allerlei logische Spitzfindigkeiten samt den zahlreich eingestreuten ebenso heiteren wie erhellenden Fußnoten zu echt Wissenswertem sind hier bis zum Irrsinnsfinale zu einem herrlich funkelden Gebräu mit vielen starken Charakteren vermengt. Fazit: teuflich gut und dringend für eine Verfilmung zu empfehlen.

 

# John Connolly: Das Portal der Dämonen (aus dem Englischen von Petra Koob-Pawis); 319 Seiten; cbj Verlag, München; € 14,99

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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