MICHAEL PRESTWICH: "RITTER"

Ähnlich dme exzellenten Sachkundebuch zum römischen Legionär von Philip Matyszak hat jetzt der emeritierte Professor für Mittelalterliche Geschichte Michael Prestwich einen als ultimativen Karriereführer apostrophierten Band unter dem Titel "Ritter. Der ultimative Karriereführer" vorgelegt. Dieser Leitfaden für das Rittertum bezieht sich auf die Hochzeit der gepanzerten Reiter von 1300 bis 1415.

Der Kunstgriff als Karriereführer ist dabei so konsequent angewandt, dass der Leser das Buch benutzt, als sei er eben dabei, sich ganz zeitnah mit dem Ergreifen dieses Berufes zu befassen. Dass das eine gute Berufswahl wäre, bestätigt der Autor schon in der Einleitung: "Der Krieg ist in Europa fest verwurzelt und als Ritter werden Sie keine Mühe haben. Arbeit zu finden."

Mit ähnlich spitzfindigem bis schwarzem Humor erfolgen dann auch die ebenso umfassenden wie kompakten Erläuterungen. Trotzdem sind diese absolut ernst zu nehmen, schließlich beruht alles auf Fakten und teils auf Schriften aus jener Zeit wie unter anderem jenem "Buch vom Rittertum" von Geoffroi de Charny, einem der ganz großen Ritter seiner Zeit.

Wer nun ein langes und ruhmreiches Ritterleben anstreben möchte, erhält hier autentische und sehr wichtige Tipps über den Berufseinstieg, über die kostspielige Ausstattung wie Pferd, Rüstung, Waffen und Knechte. Die Rüstung sollte übrigens nicht schwerer als 30 Kilogramm sein und die besten fertigen die Waffenschmiede in Köln und Mailand. Die Checkliste für das Anlegen derselben zeigt die Mühe damit, die ohne Knappen kaum zu bewältigen ist.

Ausführlich werden Ausbildung, Turniere, Kreuzzüge und Schlachten beschrieben - Mühen, Lebensgefahr, schlechte Bezahlung und elendige Versorgung bei Verwundungen sind die reale Kehrseite dieses im wahrsten Sinne des Wortes mörderischen Berufs, bei dem die Erlangung großer Ehre, von Reichtum und die Hand eines edlen Fräuleins eher Glücksache ist. Verhaltensregeln, ritterliche Vorschriften aber auch Details wie Speisen, Versorgung auf Kriegszügen und deren höchst anspruchsvolle Organisation - keine Frage bleibt unbeantwortet und so manches wird zumindest den interessierten Laien in Staunen (und Grübeln) versetzen.

Fazit: ein hervorragendes Kompendium mit vielen erläuternden Abbildungen (leider nur schwarz-weiß), das sicher auch bei mancher Lektüre und manchem Film zur Ritterzeit wertvolles Hintergrundwissen bietet.

 

# Michael Prestwich: Ritter. Der ultimative Karriereführer (aus dem Englischen von Jörg Fündling); 232 Seiten, div. Abb.; Primus Verlag, Darmstadt; € 19,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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