MARK SEAL: "ICH GAB MEIN HERZ FÜR AFRIKA"

Endlich erfährt jetzt auch Joan Root (1936-2006) eine angemessene Würdigung durch eine große Biographie, denn als herausragende 'weiße Afrikanerin' steht sie der Schriftstellerin Karen Blixen (Jenseits von Afrika) und der Gorilla-Forscherin Dian Fossey ganz sicherlich an Bedeutung in nichts nach.

"Ich gab mein Herz für Afrika" lautet der Titel und der US-Journalist Mark Seal hat dazu nicht nur intensiv recherchiert, auch Ex-Ehemann Alan Root war sehr hilfsbereit. Mit ihm zusammen hatte die in Nairobi geborene Tochter britischer Einwanderer, die Joan schon früh auf die von ihnen organisierten Safaris mitnahmen, eine Vielzahl großartiger Tierfilme gemacht.

Sie drehten in den 50er Jahren für den deutschen Zoologen Bernhard Grzimek und waren 1959 an dessen Oscar-gekrönten Film "Serengeti darf nicht sterben" beteiligt. Selbst erlangte das Paar Weltruhm mit der Dokumentation "Ballon-Safari über dem Kilimandscharo" und der Termitenfilm "Mysterious Castles of Clay" wurde sogar für den Oscar nominiert. Sie durchquerten große Teile Afrikas per einmotoriger Cessna oder Amphibienfahrzeug und brachten auch Dian Fossey zu ihren legendären Gorillas im Nebel.

Alan Root, der dem Autor auch Einblick in die bisher vertraulichen Tagebücher und Briefe gewährte, stand bei den gerühmten Arbeiten zwar im Vordergrund, doch es war die extrem schüchterne Joan, die die wesentliche Vor- und Hintergrundarbeit leistete. Waren sie als Partner auch grundverschieden, so hatte der Draufgänger, Komiker und Chaot Alan in der sehr attraktiven Joan eine kongeniale Partnerin.

Ihr Mut und ihre stoische Ruhe gingen so weit, dass sie zum Beispiel auf den schmerzhaften Stich eines Skorpions mit einem gemurmelten "Oh" reagierte - in ihrer Hochzeitsnacht. Doch trotz des gemeinsamen Idealismus und der gemeinsamen Liebe zu Afrika und seiner Natur zerbrach das Glück nach 20 Jahren, als der extravagante Alan sie für eine andere Frau verließ.

In unerschütterlichem Glauben hoffte sie stets, dass er eines Tages zu ihr zurückkehren werde. Erst als ihre Nachfolgerin an Krebs starb und er sogleich mit einer neuen Frau ein Kind zeugte, sandte sie ihm resigniert seine restlichen bei ihre verbliebenen Privatsachen zurück. Ihre Arbeit mit den Tieren und für den Naturschutz aber setzte sie unvermindert fort.

Ob es ihr Kampf gegen die Wilderei und zu viel touristischen Rummel an ihrem geliebten Heim am Niavasha-See war, dem sie schließlich wenige Tage vor ihrem 70. Geburtstag zum Opfer fiel, oder ein missglückter Raubüberfall in ihrem eigenen Haus - der tatsächliche Hintergrund ihres tragischen Endes wurde nie aufgeklärt.

Mark Seal hat dieses Leben nicht nur als in eine ausführliche Biographie gefasst sondern als aufregenden Roman einer beinahe immerwährenden Safari und keine Geringere als Julia Roberts hat die Filmrechte erworben, um das bewegte Leben der großartigen Joan Root in der Hauptrolle zu spielen.

 

# Mark Seal: Ich gab meine Herz für Afrika. Das mutige Leben der Joan Root (aus dem Amerikanischen von Elke Link); 368 Seiten, div. Abb.; btb Verlag, München; 19,99

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

Dieses Buch bei Amazon.de bestellen. 


Kennziffer: Bio 282 - © Wolfgang A. Niemann - www.Buchrezensionen-Online.de