MICHAEL FEENEY CALLAN: "ROBERT REDFORD"

Als Robert Redford 2002 den Ehren-Oscar für sein Lebenswerk erhielt, geschah dies für seine Leistungen als "Schauspieler, Regisseur, Produzent, Gründer von Sundance und Inspirator für unabhängige und innovative Filmemacher weltweit". Redford ist eine der letzten Hollywood-Ikonen und erstmals erscheint nun nur wenige MOnate vor seinem 75. Geburtstag die erste umfassende Biographie über ihn.

Dazu muss man wissen, dass der am 18. August 1936 in Kalifornien geborene und in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsene Mime sein Privatleben stets sehr abgeschirmt hat und sich gänzlich aus der Hollywood-Schickeria fernhielt. Dem irischen Romancier und Drehbuchautor Michael Feeney Callan gelang es schließlich 1995, das Vertrauen Redfords zu gewinnen und es dauerte bis zur jetzigen weltweit gleichzeitigen Veröffentlichung, "Robert Redford. Die Biographie" zu verfassen.

Akribisch genau ist sie gelungen, denn Callan bekam exklusiven Zugang zu privaten Aufzeichnungen, Tagebüchern, Korrespondenz und Drehbuchnotizen des noch immer rastlosen Künstlers. Vor allem aber flossen die Erkenntnisse aus vielen langen Interviews mit dem Star sowie zahllosen Gesprächen mit Freunden, Kollegen und Familienmitgliedern mit ein. Häufig spannend wie ein Roman zu lesen, ist hier ein überaus facettenreiches und häufig überraschendes Porträts des charismatischen Leinwandhelden entstanden.

Der noch heute umschwärmte blendend aussehende Frauenliebling mit den englisch-irischen Vorfahren drohte in der Jugend gefährlich zu versumpfen. Dann erschütterte ihn 1955 der frühe Tod der Mutter und er ging zum Kunststudium nach Europa. Nach der Rückkehr wollte er zwar Maler werden, rutschte dabei jedoch in die Theaterschauspielerei. Bald schon wurde das große Talent des ungebärdigen Rebellen erkannt und es folgten erste Erfolge. Noch vorm ersten nennenswerten Erfolg heiratete er Lola, eine Mormonin aus Provo, Utah, ließ sich selbst jedoch nie taufen.

Von früh auf begeisterte ihn die Natur und von den ersten Gagen erwarb er ein Stück Land im einzigartigen Provo Canyon. Der Durchbruch am Theater kam dann 1963 mit dem Broadway-Schlager "Barfuß im Park" und mit dieser Komödie gelang ihm 1967 auch der erste größere Filmerfolg. Mit "Butch Cassidy and the Sundance Kid" (Zwei Banditen) wurde Redord bereits 1969 zum Superstar. Zugleich nutzte er seine Einkünfte, um nun über 1000 Hektar im Provo Canyon hinzuzukaufen, um eine Zersiedelung des Areals zu verhindern. Immer mehr wurde Redford jetzt auch zum Umweltschutzaktivisten, wie sich auch sein sonstiges politisches Interesse in den 70er Jahren in großen Filmen wie "Der Kandidat" (US-Wahlkampf), "So wie wir waren" (McCarthy-Ära) und "Die Unbestechlichen" (Watergate-Affäre) niederschlug.

Einer seiner größten Erfolge aber wurde dann 1973 "Der Clou", wieder mit "Sundance"-Partner Paul Newman, und auch weiterhin befolgte der Perfektionist den frühen Ratschlag von Kollegin Ingrid Bergmann, nur bedeutsame Rollen anzunehmen. 1980 gründete der als Linksliberaler geltende Mime auf seinem Gelände in Utah die Künstlerkolonie "Sundance". Stets kristisch gegenüber dem Hollywood-Betrieb, ließ er dieser Inszenierung des Indipendent Cinemas 1985 das längst weltweit hoch angesehene alljährliche "Sundance Film Festival" folgen.

Das eigentlich INteressante an all den Schilderungen der vielfältigen und oft sehr ehrgeizigen Projekte des Multitalents sind jedoch die Verflechtungen aller Aktivitäten und Redfords Umgang mit den immer neuen Widerständen wie auch den finanziellen Engpässen trotz aller Erfolge. Charmant aber auch stur wie ein Esel wird er genannt, selbst ein so enger Freund wie der Regisseur Sydney Pollack beklagte seine notorische Unpünktlichkeit. Zugleich fesseln die detaillierten Beschreibungen herausragender Filmarbeiten bis hin zu seinem Oscar-gekrönten Regie-Debüt "Eine ganz normale Familie" (1980) und seinem bis jetzt letzten Film "Von Löwen und Lämmern" von 2007.

Auch die Krisen, das Scheitern der Ehe mit Lola sowie die späte zweite Ehe mit der deutschen Malerin Sibylle Szaggars bleiben nicht unerwähnt. Und es ist dem erfahrenen Biographen gelungen, das Alles dicht miteinander zu verknüpfen und neben dem überragenden Filmkünstler auch den komplizierten Menschen mit den hohen Ansprüchen an sich und andere sowie einem früh von immanentem grünem Gedankengut beseelten Aktivisten zu charakterisieren. Fazit: eine grandiose Biographie zu einer der großartigsten Persönlichkeiten der Filmgeschichte und ganz nebenher ein überaus erhellender Einblick in die Welt des Filmschaffens.

 

# Michael Feeney Callan: Robert Redford. Die Biographie (aus dem Englischen von Charlotte Breuer und Norbert Möllemann); 720 Seiten, div. Abb.; Droemer Verlag, München; € 22,99

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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