EOIN COLFER: "ARTEMIS FOWL. DER ATLANTIS-KOMPLEX"

Artemis Fowl ist wieder da, doch irgendetwas stimmt nicht mit dem genialen Meisterdieb und Gauner, denn er ist plötzlich ganz zahm und obendrein zeigt er sich hellauf verliebt in seine langjährige Mitstreiterin Captain Holly Short. Die fühlt sich von seiner ständigen Anbaggerei tierisch genervt.

Des Rätsels Lösung ist eine üble Persönlichkeitsspaltung, bei der das Gehirn des sonst so raffinierten Helden von Vieren - ja, die Zahl 4 ist gemeint! - umstellt ist. Einst sah Artemis Dinge, die niemand sonst sehen konnte, aber jetzt sieht er Dinge, die es gar nicht gibt und: "Ein Teil von Artemis war entsetzt über diesen neuen Aberglauben." In dem ergeht er sich mit der bescheuerten Fixierung auf die Zahl 5, die er zum absoluten Fetisch allen Tuns macht.

Wegen dieser verqueren Krankheit heißt Abenteuer Nummer 7 denn auch "Artemis Fowl. Der Atlantis-Komplex". Dabei hatte Artemis gerade jetzt am 1. September, seinem 15. Geburtstag, einen solch fantastischen Plan: er wollte die Welt vor der Klimakatastrophe retten, zum Beispiel durch Schneewolken mit nanogesteuerten Flocken. Doch bei seiner weichen Masche rutscht seine bisher so erfolgreiche Genialität ins Nutzlose ab, dabei lauert im unteriridischen Atlantis eine tödliche Gefahr. Dort startet der Erzschurke Turnbull Root Angriffe mit bösartigen Amorphobots, aber auch Artemis' spezielle Freundin, die Unterweltverbrecherin Opal Koboi, treibt erneut ihr gefährliches Unwesen.

Solange sich Artemis als Weichei zeigt, trägt Holly Short die Hauptlast der nun tobenden Kämpfe, zumal der junge Held auch noch seinen ungemein fähigen Leibwächter Butler fortgeschickt hat. Dessen Abenteuer im fernen Mexiko mit extrem schrägen Wrestling-Fanatikerin der gefräßigen Art sind dabei eine Klasse für sich. Für Holly aber ist die größte Sorge, Artemis in der größten Not von seiner Geistesstörung zu befreien. Was schließlich zumindest ansatzweise gelingt, nachdem Artemis auch noch die Angriffe eines mordlüsternen Riesenkraken überstanden hat.

Wenn dann auch noch Mutter Angeline Fowl, Foaly und Mulch Diggums mit einschreiten, dann wird es fast wieder der gewohnte Artemis Fowl mit viel Slapstick und skurrilen Szenen und "unkaputtbar" sowieso. Das ist dann alles erneut rasant, kauzig und spannend geschrieben, allerdings nicht unbedingt das stärkste aller Artemis-Abenteuer. Dazu fehlt es ein wenig an schriller Exzentrik, aber vielleicht liegt das ja auch daran, dass selbst ein Artemis Fowl mit 15 allmählich in die normaleren Problemzonen der Pubertät gerät.

 

# Eoin Colfer: Artemis Fowl. Der Atlantis-Komplex (aus dem Englischen von Claudia Feldmann); 335 Seiten; List Verlag, Berlin; € 19,99

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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