MATTHIAS KLIEM (Hrsg.): "DAS HERRHAUSEN-ATTENTAT IN BAD HOMBURG"

"Hier Limes 11/23, Ring 20, Schutzperson 2, Exitus". Als Polizeioberkommissar Erwin Paske am 30. November 1989 diesen Funkspruch absetzte, wusste jeder Polizeibeamte im Landkreis Bad Homburg: Schutzperson 2 war Alfred Herrhausen. An diesem Morgen um 8:34 Uhr hatte ihn eine Bombe der Roten Armee Fraktion (RAF) getötet.

Gut 20 Jahre nach dem hinterhältigen Attentat, das die Republik in ihrem Jubel kurz nach dem Fall der Berliner Mauer erschütterte, führten Journalisten der Taunus-Zeitung Interviews mit Menschen, die den Tag damals ganz nah am Geschehen erlebten. Herausgegeben von Matthias Kliem ist der Band mit "Das Herrhausen-Attentat in Bad Homburg - Zeitzeugen berichten" überschrieben.

Es sind bewegende Berichte und nicht nur für Polizist Blaske, der als erster am Tatort war und dem toten Großbanker noch den Puls fühlte, ist das Alles bis heute bis in die Details unvergesslich. Da ist die Lehrerin, die gerade die Tochter Herrhausens in der nahen Schule unterrichtete, als ein lauter Knall den Klassenraum erbeben ließ. Sie sprachen ein Gebet in der Klasse für die vermeintlichen Unfallopfer, nicht ahnend, dass soeben der Vater einer Schülerin gestorben war. Ein trauriger Glücksfall war der Anschlag für den Lokaljournalisten Joachim Storch, der als erster Medienvertreter am Tatort eintrifft und die Bilder macht, die dann um die Welt gehen.

Natürlich wird Alfred Herrhausen selbst kurz vorgestellt. Der 59-Jährige war einer der mächtigsten Wirtschaftslenker der Republik und galt entsprechend als besonders gefährdet, obwohl die RAF nicht mehr so virulent war. Seine gepanzerte Limousine wurde jeweils von zwei Wagen mit Leibwächtern begleitet. Als die Kolonne an diesem 30. November jedoch die Route Seedammweg wählte und dort die getarnte Infrarotlichtschranke durchfuhr, wurde eine Sprengladung gezündet, die den Wagen hinten rechts voll traf, dort wo Herrhausen saß.

Bewegend dann auch die Erinnerung von Justus Frantz, einem Freund des Ermordeten, der kurz zuvor mit diesem noch neue Projekte besprochen hatte. Ausgerechnet an diesem Abend sollte er ein Konzert hier in Bad Homburg geben. Auch der Zeitungskritiker dieses Konzertes kommt zur Wort und erinnert sich an ein besonderes Musikereignis. Eine Anzahl Fotos insbesondere vom Tattag rundet das kleine Erinnerungsbuch ab.

 

# Matthias Kliem (Hrsg.): Das Herrhausen-Attentat in Bad Homburg - Zeitzeugen berichten; 125 Seiten, div. Abb.; Societäts-Verlag, Frankfurt; € 12,80

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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