KLAUS GREWE: MEISTERWERKE ANTIKER TECHNIK"

Ganz selbstverständlich nehmen die Menschen der heutigen Zeit für sich in Anspruch, im Zeitalter der Technik zu leben. Dass dies nur zum Teil richtig ist, weist Klaus Grewe in dem Band „Meisterwerke antiker Technik" an ausgewählten Beispielen beeindruckender technischer Bauwerke aus der Antike nach. Er muss dazu gar nicht ägyptische Pyramiden heranziehen, um zu zeigen, zu welchen technischen Leistungen Menschen schon fähig waren, als sie kaum mehr Hilfsmittel hatten, als menschliche oder tierische Arbeitskraft.

Über alle Kulturen der Antike verteilt zeigt der Vermessungsexperte Beispiele technischen Könnens, die es wert sind, auch von den heutigen Menschen als große Leistungen der Menschheit zur Kenntnis genommen zu werden. So beginnt er gleich mit dem Staudamm von Karakuyu in der Türkei. Mit dessen Bau ist schon in der Zeit um 1200 vor Christi Geburt begonnen worden und es waren die Hethiter, die mit Hilfe des Damms hier ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem betrieben.

In acht Kapiteln liefert Grewe eine Fülle von Beispielen unterschiedlicher Meisterwerke der Antike. Neben den schon erwähnten Staudämmen beschreibt er Wasserleitungen, mit denen vorwiegend die Römer an vielen Stellen ihres Reiches ganze Städte über große Entfernungen hinweg versorgten.

Im Kapitel Wassernutzung beschreibt er am Beispiel der englischen Stadt Bath die hohe Badekultur der Römerzeit. Die Römer nutzten die natürlichen Heilquellen, um hier am Nordrand ihres Reiches Thermen zu errichten. Besonders sehenswert ist dieses Bad, weil es mitten in der Stadt liegt, noch heute dort Kurbetrieb stattfindet, und weil es wohl eines der am besten erhaltenen römischen Bäder überhaupt ist. Ein gleichartiges Bad kann man in der Römerstadt Trier besichtigen, allerdings ist dieses längst nicht so gut erhalten.

Und schon aus der zweiten Hälfte des dritten Jahrhunderts vor Christi ist die erste Darstellung eines funktionierenden Getriebes überliefert. Die wassergetriebene Doppelsteinsäge war in der Lage Marmorplatten zu sägen. Und es darf angenommen werden, dass derartige Sägen in der Antike die Marmorplatten für die Thermen gesägt haben.

Großleistungen antiker Technik sind zweifellos die Aquädukte der Römer. Der wohl berühmteste, der Pont du Gard bei Nimes in Südfrankreich, wird neben anderen ausführlich beschrieben. Aber auch Straßenbrücken aus römischer Zeit wie die Moselbrücke in Trier sowie eine Vielzahl römischer Straßen beschreibt er.

Dass es auch Schiffskanäle gab, belegt er eindrucksvoll am Beispiel des Isthmus von Korinth und auch mit Kanälen aus weitaus früherer Zeit in Mesopotamien, Ägypten und China. Über den Kanal, den Xerxes am Berg Athos anlegen ließ, zitiert er Herodot: „Wenn ich es recht überlege, glaube ich, Xerxes ließ den Kanal bloß graben, um zu prahlen. Er wollte seine Macht zeigen und sich ein Denkmal damit errichten."

In zehn weiteren kurzen Kapiteln, die er ‚Lichtblick’ nennt, beschreibt Grewe detailliert technische Geräte wie auch Persönlichkeiten, die für die Erschaffung antiker Technik von herausragender Bedeutung waren.

Professor Dr. Klaus Grewe studierte in Mainz Vermessungswesen. Seit 1967 erforscht er intensiv die römischen Wasserleitungen im Rheinland und bearbeitet verschiedene technikgeschichtliche Projekte.

 

# Klaus Grewe: Meisterwerke antiker Technik, 168 Seiten mit 143 Farb- und 21 Schwarzweißabbildungen, Großformat; Verlag Philipp von Zabern, Mainz; € 34,90

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