ANDREAS ESCHBACH: „BLACK OUT"

Mitten hinein ins Geschehen springt der neueste Jugendthriller von Andreas Eschbach mit den Geschwistern Serenity und Kyle, die mit dem etwas seltsamen Christopher durch die Wüste von Nevada fahren. Die beiden Teenager zweifeln an den Verfolgungsängsten des 17-Jährigen, bis sie unversehens von gleich vier Hubschraubern gejagt und beschossen werden. In letzter Sekunde bringt Christopher die Angreifer zum Absturz – ohne jede erkennbare Waffe.

So rasant ist der Auftakt zu „Black out" und in der raffinierten Dramaturgie eröffnen sich erst nach und nach die atemberaubenden Hintergründe dieser Jagd wie auch die überaus interessanten Charaktere, die so manche Überraschung offenbaren. Die Geschwister haben eigentlich ganz andere Sorgen, denn ihr Vater, der berühmte Umweltaktivist Jeremia Jones, wird als Verantwortlicher für ein Bombenattentat als Terrorist gesucht. Christopher aber sucht den Kontakt zu ihm, da sie sich angeblich gegenseitig helfen können.

Ihr Staunen wird immer größer, als sie hören, dass Christopher jener Super-Hacker „Computer Kid" ist, der vor einigen Jahren das weltweite Bankensystem mit einem Milliardentrick lahmgelegt hat. Nun aber hat er ein gewaltiges Problem, denn gegen seinen Willen hat man ihn zum „Upgrader" gemacht. Es ist die Idee eines Brain-Computer-Interface, einer unmittelbaren Verbindung des Gehirns mit dem Internet, die der studierte Luft- und Raumfahrttechniker Eschbach hier ins Spiel bringt. Praktiziert wird diese elektronische Schnittstelle durch einen hinter die Nasenhöhle implantierten Chip. Und der eröffnet irrsinnige Möglichkeiten der Vernetzung einschließlich der mit anderen Upgradern.

Daraus entsteht eine sogenannte Kohärenz mit verlockenden Eigenschaften: jedem stehen alle Informationen zur Verfügung, Konflikte und Missverständnisse entfallen und zu dieser einzigartigen Mixtur aus Allwissenheit und Harmonie kommt diese grenzenlose Gemeinschaft, in der niemand mehr allein ist. Das Paradies? Die Kohäenz will es errichten und marschiert dabei unaufhaltsam voran auf dem Wege zu einer geheimen Weltherrschaft. Und Christopher empfindet Panik bei diesem Gefühl er Unentrinnbarkeit, denn – wo bleibt dann die Freiheit des Denkens und der Individualität?!

Auch deshalb sucht er die Hilfe von Jeremiah Jones, denn eines ist für ihn gewiss, falls die Kohärenz wich weiter planmäßig ausbreiten kann: „Dann sind die Tage der Menschheit, wie wir sie kennen, gezählt." Wie aber soll man gegen die allgegenwärtig drohende Gefahr aufkommen, wenn man nicht einmal mehr die gängigen modernen Kommunikationstechniken nutzen darf, weil alles weltweit überwacht wird (man denke nur an die aktuellen Erkenntnisse über die Datensammelwut der weltweit vernetzten EC-Providerfirmen!)?

Die Kohärenz, dieses ebenso bedrohliche wie verlockende Gemeinschaftswesen, ist Christopher und den Geschwistern gnadenlos auf den Fersen und wenn es eine Rettung gibt, dann nur über den fehlerhaften Chip, den der geniale Hacker – noch – nach eigenem Willen deaktivieren aber auch aktivieren kann. Doch sobald er die Verbindung zu dem „Feld" der Kohärenz zulässt, sind die Jäger ihm auf der Spur...

Mehr soll hier nicht verraten werden von dem sich ständig weiter steigernden packenden Geschehen. Das Alles ist nicht nur grandios aufgebaut, sondern auch ethisch-moralisch wie politisch von ungemein aktueller Brisanz. Dieser temporeiche Thriller wird nicht nur junge Leser ab etwa 14 Jahre fesseln sondern auch Erwachsene begeistern. Und alle dürfen sich schon jetzt freuen, denn dieser absolut filmreife Roman wird eine Fortsetzung bekommen.

 

# Andreas Eschbach: Black out; 461 Seiten; Arena Verlag, Würzburg; € 17,95

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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