MARTINE LEAVITT: „KETURAH, GEFÄHRTIN DES TODES"

Ein düster-romantisches Märchen erzählt die vielfach preisgekrönte kanadische Kinderbuchautorin Martine Leavitt mit ihrem jüngsten Roman „Keturah, Gefährtin des Todes". Mit einem dramatischen Auftakt, bei dem die schöne 16-jährige Märchenerzählerin einem sagenumwobenen weißen Hirsch in den großen Wald folgt und sich verirrt, zieht die Geschichte sofort in den Bann.

Nach drei Tagen in der Wildnis und schon völlig erschöpft, steht plötzlich Gevatter Tod vor ihr, ein finsterer aber schöner Mann. Er will sie nicht nur in sein Reich holen, von ihm erfährt sie auch, dass ihr ärmliches Dorf mit all den ihr lieben Menschen – allen voran die Großmutter, die die Waise liebevoll aufgezogen hat – bald schon von der Pest heimgesucht werden soll. Ihr aber will der Tod eine Gnade gewähren: wenn sie innerhalb eines Tages ihre große Liebe findet, soll sie leben dürfen.

Mit viel Mut besinnt sich Keturah auf das, was sie am besten kann: Geschichten erzählen. Das tut sie nun ganz wie einst Sheherezade aus 1001 Nacht mit ebenso viel Fantasie wie List. Und tatsächlich kann sie sich noch dreimal Aufschub erschleichen, Tage, in denen sie viel Gutes schafft im Dorf und sogar die beiden besten Freundinnen verkuppeln kann. Ganz allmählich gelingt es ihr sogar, das Herz des Gevatters zu erwäremn und eine tiefe Sehnsucht in seiner schwarzen Seele zu erwecken.

Mehr sei hier nicht verraten, denn es bleibt bis zum bittersüßen Schluss spannend. Erzählt ist das in klassischem Stil und es sorgt mit seiner zeitlos schönen Sprache, der fein beschriebenen Mittelalterzeit und einem Hauch unterschwelliger Moral eine ganz eigene Märchenstimmung nicht nur für Mädchen ab etwa 13 Jahre.

 

# Martine Leavitt: Keturah, Gefährtin des Todes (aus dem Englischen von Birgit Kollmann); 239 Seiten; Carl Hanser Verlag, München; € 14,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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