SIFAOUI/BERCOVICI: „BIN LADEN ENTHÜLLT"

Fragt das Söhnchen: „Papa, darf ich auch 'n Selbstmordattentat?" Antwortet der Papa ungehalten: „Kommt nicht infrage! Das ist lebgensgefährlich!" Und wer könnte das besser wissen als Osama Bin Laden, der weltbekannte Terroristenführer, der mit seiner Al-Kaida-Bande zur übelsten Seuche unserer Zeit geworden ist.

Die Szene ist eine von vielen entlarvenden in einem Comicband, der auf intelligente Weise versucht, den großartigen Helden aller fanatischen Islamisten als das vorzuführen, was er tatsächlich ist: ein machtlüsterner Krimineller, der bedenkenlos die islamische Religion dazu missbraucht, um weltweit Angst und Schrecken zur Durchsetzung seiner abstrusen Ziele zu verbreiten.

Bin Laden enthüllt" heißt dieser als „Ein Comic-Attentat auf Al-Kaida" untertitelte Versuch einer Entmystifizierung. Getextet hat ihn der marokkanische Journalist Mohamed Sifaoui, der sich seit langem mit dem muslimischen Fundamentalismus und dem daraus erwachsenen Terrorismus befasst. Philippe Bercovici hat dazu kongeniale Illustrationen gefertigt, die für sich allein manches entlarven und den lüsternen Finsterling statt als charismatische Führergestalt als lächerlichen Gernegroß karikieren – Walter Moers' Verulkung Hitlers in „Das kleine Arschloch" lässt kräftig grüßen.

Die Geschichte beginnt mit einem freudigen Ereignis: Osama Bin Laden wird 2016 von US-Spezialkräften in einem pakistanischen Dorf festgenommen. Zwei Musterexemplare von CIA-Beamten verhören den selbstherrlichen alten Zausel, der nun stolz auspackt. Anhand echter biografischer bzw. historischer Fakten eröffnet sich der Werdegang vom mittelmäßig begabten Söhnchen eines ehrbaren Selfmademannes zum schlimmsten Verbrecher der Gegenwart. Messias, Prophet, fanatischer Kämpfer gegen Pornografie und westliche Dekadenz? Alles Unsinn!

Als geltungssüchtiger Misanthrop entpuppt er sich, der sich auch seiner vielen Frauen und Kinder brüstet, dabei aber immer wieder auch feige und hinterhältig Menschen und Glauben instrumentalisiert. Bei aller Satire folgt Sifaoui jedoch stets der exakten Chronik der Ereignisse und schont dabei auch die westlichen Gegenspieler in ihrer Ignoranz nicht.

Bei aller Bissigkeit der Texte ist es dann jedoch dem Illustrator vorbehalten, den mächtigen Al-Kaida-Boss in herzerfrischender Weise als lächerliches Würstchen ins Gedächtnis zu brennen – da hockt der Terroristenführer als Mickermännchen mit Knollennase auf dem Bett und die vor ihm kniende Braut denkt: „Vater hatte Recht, davor braucht man wirklich keine Angst zu haben." Vielleicht sind Lachen und Lächerlichmachen ja tatsächlich weiche aber wirksame Waffen gegen die allgemeine Angst vor Typen wie Bin Laden – den Versuch ist es allemal wert und dieser hier ist höchst vergnüglich gelungen.

Gewidmet ist der Comic im Übrigen allen Opfern des Terrorismus, deren Blutzoll unter Muslimen bekanntlich weitaus höher ist als unter den so verhassten Westlern.

 

# Mohamed Sifaoui/Philippe Bercovici: Bin Laden enthüllt. Ein Comic-Attentat auf Al-Kaida; 112 Seiten, farbig ill., Großformat; Eichborn Verlag, Frankfurt; 16,95

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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