ANDRE AGASSI: „OPEN. DAS SELBSTPORTRÄT"

Mit acht Grand-Slam-Erfolgen, drei Daviscup-Siegen, einer olympischen Goldmedaille und vielen sonstigen Titeln gehört Andre Agassi zu den größten Tennisspielern aller Zeiten. Das ist um so bemerkenswerter, wenn man erfährt, wie sehr der jetzt knapp 40-Jährige Tennis eigentlich hasst.

Dieser scheinbare Widerspruch zieht sich durch die Autobiographie „Open. Das Selbstporträt", in der Agassi mit erstaunlicher Offenheit über die Höhen und Tiefen seines ereignisreichen Lebens schreibt. Er ist nicht der erste Sportstar, der von ehrgeizigen Eltern gnadenlos bis in den Olymp gepuscht wurde. Nur wenige jedoch haben ihren tatsächlich erreichten Ruhm so sehr mit einer freudlosen, ja schmerzlichen Kindheit und Jugend bezahlt wie Agassi.

Der Ehrgeiz seines Vaters, der als iranischer Boxer an zwei Olympiaden teilnahm, ist so unerbittlich, dass er den Sohn bereits mit sieben Jahren auf Tennisstar drillt. Zuwendung gibt es nicht, dafür exzessives Training ohne Rücksicht auf die Gesundheit. Die Steigerung kommt mit der Aufnahme in die Tennisakademie des legendären Spitzentrainers Nick Bollettieri. Als ein einsames Gefängnis empfindet der Teenager diese Zeit und beugt sich dennoch den sportlichen Anforderungen, während er sich nach außen hin mit Löwenmähne und Punk-Kleidung als Rebell aufführt.

Agassi bietet spannende Einblicke in den Teenis-Circus, seine erste Karriere mit dem Absturz von 1997 und der medienwirksamen kurzen Ehe mit Filmsternchen Brooke Shields. Und es bleibt geradezu romanhaft, wie er sich ab 1999 wieder selbst an die Weltspitze zurückkämpft. Noch interessanter als all die sportlichen Ausführungen – die man allerdings selten so detailliert und fesselnd serviert bekommt – sind die Schilderungen des weiteren Privatlebens. Ob es um die besondere Beziehung zu Weltstar Barbra Streisand geht, ob Erinnerungen an viele namhafte Kollegen in ihrem Verhalten abseits des Courts geschildert werden, es entsteht ein wahrhaft buntes Bild.

Unverstellt romantisch erzählt der geläuterte Star – der im Übrigen auch Drogensünden nicht verschweigt – schließlich von der Anlaufphase zur Eroberung der deutschen Kollegin Steffi Graf. Wie ein großer verliebter Junge kämpft er um sie und hier erfährt man aus erster Hand, wie das Werben in die bekanntermaßen glückliche Ehe mündete. Und nach der eigenen vermurksten Kindheit glaubt man dem sympathischen Ex-Sportler, dass er aus dieser Erfahrung heraus nun benachteiligte Kinder Fördert. Fazit: eine sehr persönliche, uneitle Autobiographie, die auch für an Tennis nicht interessierte Leser eine Menge zu bieten hat.

 

# Andre Agassi: Open. Das Selbstporträt (aus dem Amerikanischen von Charlotte Bauer und Norbert Döllemann); 591 Seiten, div. Abb.; Droemer Verlag, München; € 22,95

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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