JAMIE OLIVER: „JAMIES AMERIKA"

Die amerikanische Küche hat außer Fast Food nichts zu bieten?! Diesem Vorurteil hat sich der britische Starkoch Jamie Oliver jetzt gewidmet und er stellt zweierlei fest: die amerikanische Küche gibt es so gar nicht, außer Fast Food aber hat sie eine wunderbar vielseitige Palette von echten Gaumenfreuden zu bieten von ganz leicht bis schwer und deftig.

Quasi im Selbstversuch hat Oliver den großen Test gemacht und nun liegt mit „Jamies Amerika" ein regelrechtes Reisekochbuch vor, das viele Vorurteile umwirft und jede Menge Appetit und Lust aufs Nachkochen macht. Wegen der Größe der USA hat sich Oliver allerdings auf einige Regionen beschränkt, die besonders beispielhaft sind. Da sind zum Einen die auch kulinarisch multikulturellen Metropolen New York und Los Angeles, in denen ein breiter Fächer von Immigrantengruppierungen ein schillerndes Sprektrum hat entstehen lassen.

Mal besucht der Meisterkoch hier einen jüdischen Delikatessenhersteller, mal die New Yorker Chinatown oder ägyptische Kollegen, während die kalifornische Metropole LA zwar ebenfalls eine Chinatown hat, vor allem aber von mexikanischen Einflüssen geprägt ist. In Louisiana und Georgia wanderte Oliver dann auf den Spuren der Cajun- und afroamerikanischen Küche und ergötzte sich an Gumbos oder dem Südstaatenklassiker „Blackened Fish Steaks". Doch auch etwas so Schrilles wie „Cajun Alligator" begeisterte ihn nach anfänglicher Skepsis.

Und hier fand er nicht nur solche Delikatessen wie „Glasierte Wachteln" sondern auch die Heimstatt des wahren BBQ (Barbecue) mit ganzen Schweinen über der Kohlengrube. Anschließend ging es nach Arizona und Wyoming zu Cowboys und Indianern, wo viel Deftiges zu kosten war und das ganz ohne Firlefanz bei Tischdekoration und Menüfolge. Ohnehin suchte Oliver keine Sterneköche auf und er mied auch Touristen-Schickimicki. Mitten aus dem Leben sind seine Erfahrungen und das zeigen auch die vielen Fotos von Land und Leuten.

Doch auch die Speisen werden nicht auf Hochglanzfotos und dennoch ungemein appetitanregend gezeigt. Und natürlich gibt der Meister die ganze Fülle der Rezepte preis und fügt ihnen auch für den durchschnittlich begabten Hobbykoch nachzuvollziehende Zubereitungsanleitungen bei. Wer wollte da nicht mal die Navajo-Küche ausprobieren, einem üppigen Mexican Breakfast huldigen oder sich an einer orientalischen Bulgursuppe laben?! Und wer etwas ganz Skurriles – aber sehr leckeres – sucht, sollte es mal mit „Hähnchen auf der Dose" versuchen. Ein Clou noch am Rande: fast zu jedem Gericht wird auch ein passender Wein empfohlen.

Fazit: es gibt zwar keine amerikanische Küche, doch Jamie Oliver beweist in diesem ansprechend aufgemachten Reisekochbuch, dass sie Hinreißendes zu bieten hat!

 

# Jamie Oliver: Jamies Amerika (aus dem Englischen von Helmut Ertl, Susanne Vogel, Regine Brams); 360 Seiten, div. Abb., Mittelformat; Dorling Kindersley Verlag, München; € 24,95

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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