JOHN UPDIKE: „ENDPUNKT"

Sein lyrisches Schaffen ist im deutschen Sprachraum eher unbekannt, dabei hat der US-Romancier John Updike (1932-2009) seit 1958 Lyrik veröffentlicht und auch sechs Gedichtbände herausgebracht. Und als er im Januar 2009 verstarb, war auch das allerletzte Buch des schaffensfreudigen Erfolgsautors ein Gedichtband.

Gewidmet hat er ihn als Trostbuch seiner Ehefrau Martha, um ihr einen letzten Buchwunsch zu erfüllen. „Endpunkt" lautet der programmatische Titel nach dem Eingangsgedicht. Erstaunlich souverän und gelassen hat Updike seine große Themenvielfalt verfasst und dabei auch die unumgänglichen Themen am Lebensende wie Angst, Depressionen und die Gedanken ans Sterben ohne Larmoyanz niedergeschrieben.

Der gewohnte Scharfsinn funkelt in den ebenso uneitlen wie treffsicheren Formulierungen und er entfaltet eine geradezu verschmitzte Leichtigkeit, wenn er seine Verehrung für Doris Day und die von ihm vermutete sexy Ader hinter deren Sauber-Image gesteht. Geradezu genial kommen dagegen eine lyrischen Empfindungen als Zeuge einer Darmspiegelung als selbst Betroffener daher.

Natürlich steht das Erinnern immer wieder im Mittelpunkt und hier zuvorderst jene Geburtstagsgedichte, Gedichte, der er stets am 18. März, seinem Geburtstag, schrieb. Ahnungsvoll schreibt er da zum 70.: „Ich richte mich ein in dem Jahrzehnt, in dem,/wie ich höre, die meisten Menschen sterben". Wenn gerade diese Zeilen so sperrig klingen und zudem der Eindruck entsteht, Updike habe weit überwiegend in freien Versen gedichtet, so ist diese Fehleinschätzung einer bedauerlichen Unterlassungssünde des Verlags geschuldet.

Die Übersetzer haben durchaus ordentlich gearbeitet, allerdings so exakt übersetzt, dass fast völlig verloren geht, wie elegant Updike mit den Reimen zu spielen verstand. Hier hätte man sich wahrlich eine zweisprachige Ausgabe gewünscht, um sich anhand der Originale selbst von der beinah musikalischen Schönheit der Gedichte überzeugen zu können.

 

# John Updike: Endpunkt (aus dem Amerikanischen von Susanne Höbel und Helmut Frielinghaus); 109 Seiten; Rowohlt Verlag, Reinbek; € 19,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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