GISA KLÖNNE: „FARBEN DER SCHULD"

In der Stunde vor Beginn des Aschermittwochs wird vor der St. Panthaleons-Kirche in Köln ein Mann im Priesterornat brutal mit einem Schwert ermordet. Gemäß einer vagen Täterbeschreibung von einem Ritter in grauer Rüstung. Wie sich bald herausstellt, hatte sich hier jedoch nur ein allseits beliebter Arzt im Karneval als Geistlicher verkleidet.

So beginnt Gisa Klönnes vierter Fall um die Kriminalistin Judith Krüger unter dem Titel „Farben der Schuld". Zunächst allerdings noch ohne die Hauptkommissarin, denn die erholt sich mühsam von einem dramatischen Alleingang, der sie fast das Leben gekostet hätte. Doch während ihre Kollegen um Oberkommissar Manni Korzilius noch im Dunkeln tappen, geschieht ein weiterer Mord nach exakt gleichem Muster, nur dass es diesmal einen echten Priester trifft, und wieder ist das Wort „Mörder" neben die Leiche geschmiert.

Und jetzt wird die noch immer traumatisierte Judith Krieger direkt in die Ermittlungen der „Soko Priester" hineingezogen. Allseits blühen die Spekulationen, was davon könnte jedoch glaubhaft sein: war der erste Tote nur ein Missverständnis wegen des unglückseligen Karnevalkostüms, geht es um eine persönliche Rache oder tobt ein Wahnsinniger seinen Hass auf Geistliche aus? Parallel dazu recherchiert die junge Bat aus der Grufti-Szene ebenfalls nach einem Mörder, jenem, der ihrer Meinung nach ihre engste Freundin auf dem Gewissen hat.

Während Bat bei ihrer Suche selbst in Lebensgefahr gerät, entdeckt die Gerichtsmedizinerin Petrowna endlich eine Übereinstimmung zwischen den beiden Schwertopfern – beide Männer waren sterilisert. Was für völlige Verwirrung sorgt, denn welcher katholische Geistliche tritt das Gebot des Zölibat derartig mit Füßen, dass er für ein folgenloses Ausleben seiner Gelüste sogar seine Zeugungsfähigkeit unterbinden lässt?! Keine Frage, dass seitens der Kirche statt Unterstützung und Aufklärung konsequent gemauert wird.

Mit gutem Grund, doch mehr soll hier nicht verraten werden von diesem hochklassigen Krimi mit seiner harten, direkten Sprache, der auch vor Tabubrüchen nicht zurückschreckt. Düster, spannend und überaus realistisch baut er eine vielschichtige Szenerie auf, bei der sich die raffiniert geflochtenen Handlungsstränge erst spät miteinander verknüpfen, das aber absolut überzeugend. Die Meisterschaft der frischgebackenen Glauser-Preisträgerin beweist sich im Übrigen erneut in exzellenten Charakterzeichnungen bis hin zu den Nebenfiguren. Fazit: Gisa Klönne ist mit „Farben der Schuld" endgültig am Zenit deutscher Krimiliteratur angekommen.

 

# Gisa Klönne: Farben der Schuld; 364 Seiten; Ullstein Verlag, Berlin; € 19,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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